In Gedenken an Habil Kılıç

Der Artikel wurde erstmals am 06.09.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Habil Kılıç wurde im Jahr 1963 geboren und leider nur 38 Jahre alt. Er baute sich zusammen mit seiner Frau Pinar eine Existenz als Gemüsehändler in München-Ramersdorf auf. Sein Geschäft befand sich 100 Meter von einer Polizeistation entfernt.

Am 29. August 2001 waren Pinar und ihre gemeinsame Tochter im Urlaub. Aus diesem Grund war Habil Kılıç allein in dem Laden. An diesem Tag wurde er von den beiden Haupttätern des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds am helllichten Tag mit zwei Kopfschüssen ermordet. Anstatt ein rechtsterroristisches Motiv in Erwägung zu ziehen, vermutete die Polizei einen kriminellen Hintergrund. Ebenso wie bei den bis dato drei anderen Todesopfern des NSU: Enver Şimşek (ermordet am 9. September 2000), Abdurrahim Özüdoğru (ermordet am 13. Juni 2001) und Süleyman Taşköprü (ermordet am 27. Juni 2001). Die nun eingerichtete Sonderkommission trug den rassistischen Namen „Halbmond“. Sie ermittelte vor allem im deutsch-türkischen Umfeld und im drogenkriminellen Milieu – obwohl sie keine Verbindung der Opfer dorthin finden konnten.

Aus bis heute unerfindlichen Gründen mussten die Angehörigen das Blut von Habil Kılıç selbst entfernen, da ihnen kein*e Tatortreiniger*in geschickt wurde. Die Tochter wurde der Schule verwiesen, da die Schulleiterin fürchtete, die Täter*innen könnten dort erneut zuschlagen. (dp)

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Internationaler Tag der Erinnerung an den Sklavenhandel und dessen Abschaffung

Der Artikel wurde erstmals am 23.08.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Die UNESCO erklärte im Jahr 1998 den 23. August zum Internationalen Tag der Erinnerung an den Sklavenhandel und seine Abschaffung. Schon vor seiner offiziellen Anerkennung wurde der Tag an verschiedenen Orten, etwa in Haiti, als Gedenktag etabliert.

Der Tag wurde nicht zufällig gewählt. In der Nacht vom 22. auf den 23. August 1791 revoltierten Sklav*innen in Saint-Domingue, einer französischen Kolonie auf dem Gebiet des heutigen Haiti. Inspiriert wurden sie von den Idealen der gleichzeitig stattfindenden Französischen Revolution. Der Aufstand führte 1804 zur Gründung einer unabhängigen Republik, die den heutigen Namen Haiti erhielt. Haiti war der erste unabhängige Staat in Lateinamerika und der erste, der durch ehemalige Sklav*innen geformt wurde. Losgelöst vom Aufstand in Saint-Domingue gab es immer wieder Widerstand von Sklav*innen. Weiterlesen

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30. Jahrestag des rassistischen Pogroms in Rostock-Lichtenhagen

Der Artikel wurde erstmals am 22.08.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Vor 30 Jahren, im August 1992, wurde die damalige Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber*innen (ZAST) in Rostock-Lichtenhagen angegriffen. Das sogenannte Sonnenblumenhaus, welches sich neben der ZAST befand, wurde in Brand gesetzt. Die 150 dort lebenden vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen, bangten um ihr Leben und mussten über das Dach fliehen.

Vor 30 Jahren fand in Rostock-Lichtenhagen ein Pogrom statt, welcher von organisierten Neonazis, der Nachbar*innenschaft, der Politik, der Polizei und im Nachhinein auch von der Justiz getragen wurde. Unter Beteiligung von ca. 3.000 Neonazis und Nachbar*innen fanden vor der ZAST und dem Sonnenblumenhaus tagelang (vom 22. bis zum 26. August) rassistische Ausschreitungen statt. Dabei handelt es sich um die größten rassistischen Ausschreitungen in Deutschland nach 1945.

Der Pogrom begann wie ein Volksfest. Weiterlesen

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Islamfeindliche Kundgebung von Pax Europa

Der Artikel wurde erstmals am 19.08.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Am Samstag, den 13. August 2022, veranstaltete der islamfeindliche Verein Pax Europa eine Kundgebung vor dem Kölner Dom. Mit dabei waren der bereits wegen Volksverhetzung verurteilte Michael Stürzensberger sowie Irfan Peci. In Redebeiträgen wurde gegen den Islam gehetzt und anwesende Personen provoziert, denen ein muslimischer Glaube zugeschrieben wurde. Als Reaktion auf die Provokationen kam es mehrfach zu Gerangel. Dies konnte Pax Europa wiederum für ihre antimuslimisch-rassistische Agitation nutzen. Auch der AfD-Politiker Roger Beckamp war anwesend. Er wurde dankend begrüßt und durfte eine kurze Rede halten. Der lange Zeit eher inaktive rechte Influencer und Verbreiter von Fake News Henryk Stöckl war ebenfalls vor Ort. Die rechte Streamerin Yennyfer Inden übertrug die Veranstaltung live.

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Rassistisches Agenda-Setting der Jungen Alternative NRW

Der Artikel wurde erstmals am 12.08.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Anfang Juli 2022 stellte die Junge Alternative (JA) NRW den sogenannten „Randalemelder“ vor. Hierbei handelt es sich um eine Plattform, auf der jede*r anonym „Freibadrandale“ melden kann. Anschließend werden diese Meldungen in einer Karte markiert und somit einsehbar. Bei den gesammelten Vorfällen handelt es sich primär um Medienberichte, die ein rassistisches Narrativ (eine politische Erzählung) bedienen sollen. Diese Erzählung lautet: Freibäder in Deutschland seien aufgrund migrantisierter Gewalttäter zu „Orte des Schreckens“ geworden. Dazu passend veröffentlichte die JA Berlin ein Video, laut dem man sich vor einem Freibadbesuch mit Kettenhemd und Militärhelm ausrüsten müsse. Das Video wurde von der JA NRW geteilt.

Die auf dem „Randalemelder“ gesammelten Berichte geben tatsächlich oft gar nicht viel her Weiterlesen

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Rechte Aktivistin wird wieder aktiver

Der Artikel wurde erstmals am 08.08.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Einige Zeit lang war es still geworden um die langjährige Neonaziaktivistin Melanie Dittmer. In den letzten Monaten tritt sie jedoch wieder vermehrt in die Öffentlichkeit. So veröffentlichte sie Mitte Juni 2022 ihr Rechtsrock-Album „Tragik der Zeit“. Hierbei wurde sie unter anderem von Marcel H. (Einzelkämpfer) und dem in rechten Kreisen prominenten Hannes Ostendorf (Kategorie C und Nahkampf) unterstützt. Knapp einen Monat später veröffentlichte die im Westerwald lebenden Dittmer einen hochgradig gadjé-rassistischen Text über „fahrendes Volk“ in Fiersbach. Er wurde in der Zeitschrift Deutschen Stimme, dem NPD-Presseorgan, online veröffentlicht.

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Verschwörungsidologische Proteste gehen unvermindert weiter

Der Artikel wurde erstmals am 03.08.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Unbeeindruckt vom Wegfallen fast aller relevanten Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hält der Protest radikalisierter Maßnahme-Gegner*innen weiterhin an. So werden die Montagsproteste der Anmelderin Bianca Pfaffenholz immer noch von mehreren Hundert Verschwörungsgläubigen unterstützt. Mit dabei sind die bekannten Neonazis Thomas Breuer und Jan Fartas. Beide treten inzwischen offen und prominent in der Organisation auf.

Im Juli 2022 wurden zudem mehrere Infostände aus dem verschwörungsideologischen Milieu heraus organisiert und Weiterlesen

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Porajmos Gedenktag

Der Artikel wurde erstmals am 02.08.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Das Wort Porajmos stammt aus dem Romanes und bedeutet „das Verschlingen“. Lange Zeit wurde die Verfolgung und Ermordung von Sinti*zze und Rom*nja im Nationalsozialismus in dem Begriff Holocaust inkludiert. Mit dem Wort Porajmos wird der Völkermord an Sinti*zze und Rom*nja im Nationalsozialismus explizit benannt und somit sichtbarer.

Am 2. August jährt sich der europäische Gedenktag an den Genozid der Sinti*zze und Rom*nja. Der Tag wurde nicht ohne Grund als Gedenktag ausgewählt: Im Jahr 1944 wurden in der Nacht vom 2. auf den 3. August mehr als 4.300 Sinti*zze und Rom*nja im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Es handelte sich um die letzten verbliebenden Menschen des Weiterlesen

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Gedenken an Süleyman Taşköprü

Der Artikel wurde erstmals am 01.08.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Süleyman Taşköprü ist am 20. März in Afyonkarahisar geboren und kam im Alter von 11 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Am 27. Juni 2001 wurde er von seinem Vater tot hinter der Kasse des Familiengeschäfts „Tasköprü Market“ in Hamburg-Bahrenfeld gefunden. Ihm wurde mehrmals in den Kopf geschossen. Auch die herbeigerufenen Rettungssanitäter*innen konnten ihn nicht mehr retten. Süleyman Taşköprü starb im Alter von 31 Jahren in seinem Geschäft. Seine Tochter war damals drei Jahre alt.

Erst zehn Jahre später wird öffentlich anerkannt, dass es sich bei den Täter*innen um Mitglieder des rechtsterroristischen sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds handelt. Vorher ging die Polizei fälschlicherweise von einem kriminellen Hintergrund Süleyman Taşköprüs aus. Für die Ermittler wurde Süleyman Taşköprü Opfer eines Racheaktes. Viele Journalist*innen übernahmen dieses Narrativ unhinterfragt.

Jahre Später, im Jahr 2014, wird in Hamburg in Erinnerung an Süleyman Taşköprü ein Straßenstück nach ihm benannt. Angehörige von ihm nehmen an der Einweihung der Taşköprüstraße teil. (rh)

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Veranstaltungshinweis: #Polizeiproblem? Die Polizei in NRW zwischen Rassismus und Reformen

Freitag, 12.08.2022 von 14 – 17 Uhr, Kulturkirche Liebfrauen Duisburg (König-Heinrich-Platz 3) oder online

Melden Sie sich bei Interesse bis zum 08.08.22 hier an. Den Veranstaltungsflyer mit dem Programm  finden Sie hier.

Im Herbst 2020 schlägt ein Polizeiskandal erhebliche Wellen in NRW und darüber hinaus. Beamt*innen des Polizeipräsidiums Essen sowie aus anderen Polizeibehörden hatten offenkundig über Jahre hinweg in internen Chatgruppen rassistische, antisemitische und sexistische Nachrichten ausgetauscht. Der Vorfall wirft zahlreiche und keinesfalls neue Fragen auf : Wie konnten derart diskriminierende und menschenverachtende Botschaften sowie die sich darin spiegelnden Haltungen und Einstellungsmuster so lange in den Polizeibehörden und im Kreis der Kolleg*innen akzeptiert werden? Alles „Einzelfälle“ oder hat die Polizei in NRW ( und anderswo ) ein strukturelles und institutionelles Rassismusproblem?

NRW-Innenminister Herbert Reul reagierte auf diese Vorfälle mit der Einrichtung einer Stabsstelle im Innenministerium, die sich mit „rechtsextremistischen Tendenzen“ in der Polizei Nordrhein-Westfalens beschäftigte und Handlungsempfehlungen zur Prävention von Rechtsextremismus erarbeitete. Der Abschlussbericht liegt seit Herbst 2021 vor und rief in der Zivilgesellschaft zwiespältige Reaktionen hervor. […]

Wo steht nun die Auseinandersetzung um extrem rechte Tendenzen, Rassismus und andere Ungleichwertigkeitsvorstellungen in der Polizei NRW ein Jahr nach der Veröffentlichung des Stabsstellenberichts? Welche Forderungen im Hinblick auf diskriminierungsfreie Polizeiarbeit blieben bislang uneingelöst?

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