Porajmos Gedenktag

Der Artikel wurde erstmals am 02.08.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Das Wort Porajmos stammt aus dem Romanes und bedeutet „das Verschlingen“. Lange Zeit wurde die Verfolgung und Ermordung von Sinti*zze und Rom*nja im Nationalsozialismus in dem Begriff Holocaust inkludiert. Mit dem Wort Porajmos wird der Völkermord an Sinti*zze und Rom*nja im Nationalsozialismus explizit benannt und somit sichtbarer.

Am 2. August jährt sich der europäische Gedenktag an den Genozid der Sinti*zze und Rom*nja. Der Tag wurde nicht ohne Grund als Gedenktag ausgewählt: Im Jahr 1944 wurden in der Nacht vom 2. auf den 3. August mehr als 4.300 Sinti*zze und Rom*nja im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Es handelte sich um die letzten verbliebenden Menschen des „Z-Familienlagers“, dem Abschnitt B II des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

Zuvor, am 16. Mai 1944, kam es dort zu einem Aufstand von rund 6.000 Sinti*zze und Rom*nja. Die Inhaftierten verbarrikadierten sich in den Baracken des „Z-Familienlagers“, da sie vorab darüber informiert wurden, dass alle im Lager ermordet werden sollten. Mit Werkzeugen, Steinen und bloßen Händen leisteten sie Widerstand und stellten sich der SS entgegen, als sie die Inhaftierten in die Gaskammern bringen wollten. Die SS musste ihre geplante Vernichtungsaktion abbrechen. Jährlich wird dem Widerstand der Sinti*zze und Rom*nja am Roma Resistance Day, der auf den 16. Mai fällt, gedacht.

Erst im Jahr 1982 wurde der Völkermord an Sinti*zze und Rom*nja vom damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt anerkannt. Zwei Jahre vorher, im Frühjahr 1980, fand in der KZ-Gedenkstätte Dachau ein Hungerstreik gegen den Gadjé-Rassismus (auch bekannt als Antiziganismus) der deutschen Behörden statt. Unter den Streikenden waren auch vier Holocaust-Überlebende.

Im Jahr 2015 wurde der 2. August vom europäischen Parlament zum Holocaust-Gedenktag für Sinti*zze und Rom*nja erklärt, um an den Porajmos zu erinnern. (rh)

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