Junge Alternative mit offenem Schulterschluss zur sogenannten „Identitären Bewegung“

Der Artikel wurde erstmals am 31.10.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Am 15. und 16.Oktober 2022 fand der Bundeskongress der Jungen Alternative (JA) im Thüringischen Apolda statt.

Carlo Clemens trat nicht mehr zur Wahl an. Stattdessen wurde Hannes Gnauck, ein vom MAD als ‚Extremist‘ eingestufter „schneidiger Unteroffizier für die Führung der patriotischen Jugend Deutschlands“ (O-Ton JA), zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Seine Stellvertreter sind Sven Kachelmann, Tomasz Froelich und Nils Hartwig (ehemals bei der sogenannten Identitären Bewegung, kurz IB). Neuer Schriftführer ist Jochen Lobstedt und die Position seines Stellvertreters übernimmt Adrian Maxhuni. Als neuer Bundesschatzmeister agiert nun Franz Schmid, sein Stellvertreter ist Manuel Wurm. Komplettiert wird der neue Bundesvorstand der JA durch die Beisitzer*innen Anna Leisten (die immer wieder bei Lukreta aktiv war), Kevin Michalzik, Eric Engelhardt und Fabian Küble. AfD rechtsaußen Björn Höcke und der AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla waren als Gäste vor Ort, sowie zahlreiche Projekte aus dem so genannten vorpolitischen Feld, also dem Arbeitsbereich der IB. Gnauck selbst kommentiert in einer Pressemitteilung der JA, die „Einbindung des rechtspatriotischen politischen Vorfelds, das vor Ort stark vertreten war“ sei „ein starkes Signal der Einigkeit. Sowohl nach Innen, als auch nach Außen.“ Ein Youtube-Video des rechten Magazins Info-Direkt mit dem bezeichnenden Titel „JA-Kongress: Eine fröhliche Leistungsschau der Gegenkultur“ gab einen Überblick über die ideologischen Vorfeldorganisationen.

Vertreten waren eine Vielzahl neofaschistischer und identitärer Projekte und Personen, u.a. der ehemalige IB-Kader Jonas Schick mit seinem rechten „Umweltmagazin“ Die Kehre, das extrem rechte Magazin Zuerst! (vertreten durch den Burschenschafter, verurteilten Gewalttäter und ex-Kontrakultur Halle-Mitglied Andreas Karsten) oder die Computerspielfirma KVLTGAMES, deren erstes Spiel wegen Rassismus und Homofeindlichkeit als jugendgefährdend indiziert wurde. Ebenfalls auf Kinder und Jugendliche zielt Hydra-Comics (vertreten durch den festen Mitarbeiter bei Ein-Prozent und ehemals Bundesvorsitzender der NPD-Jugendorganisation Junge Nationalisten, Michael Schäfer). Vernetzungsarbeit möchte das österreichische IB-Hausprojekt Castel Aurora leisten. Weitere Medienformate waren Compact-TV (vertreten durch die Identitären Marlene und Heidi Plautz aus Österreich, Annie Hunecke und Paul Klemm), das Freillich Magazin (vertreten von der Identitären Aline Manescu), das IB-Magazin Heimatkurier das auch Hannes Gnauck interviewte sowie vom Jungeuropa Verlag der Autor und Burschenschafter der Germania Köln, John „Fritz“ Hoewer. Weiterhin die GegenUni (von Martin Sellner unterstütztes Projekt von Erik Ahrens), das Ein-Prozent-Medienprojekt Filmkunstkollektiv (Simon Kaupert), der identitäre Versandhandel Phalanx Europa und nicht zuletzt Götz Kubitschek (IfS, Verlag Antaios, Kanal Schnellroda), der Pionier des völkisch-identitären „vorpolitischen Raumes“.

Höcke und Jan Wenzel Schmidt (AfD-Abgeordneter) rufen in ihren Interviews dazu auf, mehr auf der Straße zu sein, keine Berührungsängste mit extremeren Gruppen und keine Angst vorm Verfassungsschutz zu haben. Während Wenzel Schmidt offen zugab, Steuergelder in identitäre Projekte zu lenken bemühte Björn Höcke einmal mehr faschistische Rhetorik und rief zu Aktionen auf: „es geht wirklich um alles“ und „die Zukunft wird nicht in den Parlamenten entschieden sondern auf der Straße“. Auch Anna Leisten betonte, dass all die verschiedenen Projekte und extrem rechten Organisationen „immer mehr zusammenwachsen“ müssten und niemand sie mehr trennen könne. Diese Botschaft nach unter anderem ganz rechts außen unterstreicht auch ein Facebook-Post der Bundes-JA am 13.10.2023 mit einem Zitat des Rechtsterroristen und Autors Dominique Venner. Und die Botschaft wurde gehört – das Info-Direkt-Video wurde in Kanälen der Kameradschaftsstrukturen und der militanten Neonazi-Szene wie etwa dem FSN-Kanal geteilt.

Bereits am 1.10.2022 fand in Bad Driburg bei Paderborn der Landeskongress der JA-NRW statt. Hier wurde der Burschenschafter Felix Cassel im Amt als Vorsitzender bestätigt und Gerald Christ aus Bonn neu zum Beisitzer gewählt. Auch hier setzt sich anscheinend ein stetige Rechtsruck fort. (dp)

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