Der Artikel wurde erstmals am 27.10.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.
Nachdem sich die Teilnehmer*innenzahlen beim jährlich stattfindenden geschichtsrevisionistischen „Trauermarsch“ in Remagen in den letzten beiden Jahren halbierten, kündigten die Dortmunder Organisatoren des Aufmarsches an, dieses Jahr keine Demonstration mehr durchführen zu wollen. Dies wundert kaum, folgten zuletzt nur noch etwa 50 militante Neonazis dem Aufruf.
Ins Leben gerufen wurde der ritualisierte und überparteiliche rechte Aufmarsch 2009 vom mittlerweile zerschlagenen „Aktionsbüros Mittelrhein“. Danach wurde er von Kadern der Dortmunder Kleinstpartei „Die Rechte“ fortgeführt. Alljährlich nahmen unter anderem Mitglieder von den Parteien „Die Rechte“, „Der III. Weg“ und der „NPD“ sowie Mitglieder von „Pegida NRW“ und den „Freien Kameradschaften“ teil.
Die Veranstaltung bezog sich in geschichtsrevisionistischer Manier auf die alliierten Kriegsgefangenenlagern auf den Rheinwiesen und die dort gestorbenen deutschen Kriegsgefangenen. Das Ende dieses neonazistischen „Heldengedenkens“ ist ein Zeichen der organisatorischen und personellen Schwäche der militanten klassischen Neonaziszene. Dies sollte jedoch nicht als Entwarnung aufgefasst werden: extrem rechte Aufmärsche verlieren teilweise an Attraktivität und der extrem rechte Nachwuchs orientiert sich in eine andere Richtung. So steigt mit dem Niedergang der Kameradschaften gleichzeitig die Bedeutung rocker-ähnlicher „Bruderschaften“. Der extrem rechte Nachwuchs wird schon länger eher von rechten Kampfsportgruppen sowie Organisationen wie der „Jungen Alternative“, der sogenannten „Identitären Bewegung“ und ihren Nachfolge- und Schwesterorganisationen angezogen. (dp)