Rassistischer Brandanschlag in Windeck

Der Artikel wurde erstmals am 19.06.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

In der Nacht auf den 22. Mai 2022 brannten in dem kleinen Dörfchen Windeck-Rosbach ein Hausanbau sowie einen Schuppen. Im Hausanbau befanden sich Gasanschlüsse und Benzin für einen Rasenmäher. Auch wenn das zu dem Anbau gehörende Wohnhaus nicht durch das Feuer direkt betroffen war, mussten Gas- und Wasserleitungen gesperrt werden. Die dort lebende Familie (eine Mutter mit vier Kindern) musste das Haus verlassen. Zeug*innen beschrieben Personen, die in drei Autos von dem Anschlagsort flüchteten. Dabei sollen sie „Heil Hitler“ sowie rassistische Todesdrohungen gerufen haben. Der Staatsschutz ermittelt.

Dies ist bereits der sechste vermutete Brandanschlag in der Region zwischen dem Oberbergischen Kreis, dem Rhein-Sieg-Kreis sowie dem Westerwald in Rheinland-Pfalz. Am 26. November 2021 wurde ein Brandanschlag auf das Gesundheitsamt in Altenkirchen (RLP) verübt sowie am 7. Januar 2022 auf das Rathaus der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld. In beiden Fällen wurde ein Zusammenhang mit den Corona-Schutzamaßnahmen und den sogenannten „Montagsspaziergängen“ vermutet. Gleiches gilt für einen Brandanschlag am 10. März 2022 in Waldbröl – dort stellte eine Corona-Teststation das Ziel dar. Ebenfalls in Waldbröl brannten am 25. April 2022 zwei Lagerhallen aus, ob es sich dort auch um Brandstiftung handelte ist unklar. Ein Motiv ist hier derzeit nicht erkennbar.

Und zuletzt nun der öffentlich bekanntgewordene Anschlag in Windeck. Windeck und gerade Rosbach standen schon einmal im Fokus rechter Agitation. So fand hier 2009 eine Demonstration der aus dem extrem rechten Spektrum kommenden Autonomen Nationalisten statt. Die AG Windeck verbreitete Hetze, Angst und Gewalt. Auch eine WG neonazistischer Aktivisten war bekannt.

Im Dreiländereck zwischen Hessen, Rheinlandpfalz und NRW gab es mehrere rechte Zusammenschlüsse wie die Kameradschaft Westerwald, das Aktionsbüro Mittelrhein, die Freien Nationalisten Siegerland und die Freie Kameradschaft Oberberg. Darüber hinaus gab es diverse andere Gruppen der Autonomer Nationalisten. Die gewaltbereiten organisierten Neonazistrukturen waren sowohl untereinander als auch vor allem mit der NPD gut vernetzt.

Der sogenannte Freundeskreis Rhein-Sieg rund um Frank Kraemer, Melanie Dittmer, die inzwischen im Westerwald wohnt, und dem rechten Kampfsportler Alexander Kerper aus Windeck (früher Mitglied der AG Windeck) machte noch 2017 Schlagzeilen, als seine Aktivist*innen in vermeintlich harmloser und bürgerlicher Inszenierung in Altwindeck eine Sitzbank aufstellten.

Auch wenn die Aktivitäten in den letzten Jahren zurückgegangen sind, so leben immer noch zahlreiche rechte Aktivist*innen im ländlichen Raum zwischen Rhein-Sieg-Kreis, Westerwald, dem Oberbergischen und dem Siegerland. In direkter Nachbar*innenschaft der Familie, die vom vermutlich rassistisch motivierten Brandanschlag in Rosbach betroffen ist, wehte monatelang eine Reichskriegsflagge. (dp)

 

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