Morddrohung gegen 16-Jährige in Euskirchen

Drei Euskirchener Neonazis haben am Freitag, den 18. November 2011 einer 16-Jährigen aufgelauert und sie und ihre Familie mit dem Tod bedroht. Auf dem Weg nach Hause stellten sich der Schülerin zwei Männer und eine Frau in den Weg.
Der „Kameradschaftsführer“ der „Freien Nationalisten Euskirchen“ (FNE), Markus S., erklärte daraufhin er „mache sie alle platt“, wenn die Betroffene nicht dafür sorge, dass Inhalte über die Neonazigruppierung aus dem Internet verschwänden. Sollte dies nicht innerhalb von 72 Stunden geschehen wolle er das Haus der Familie abbrennen. Seine Drohung unterstrich er indem er ihr eine „Redlist“ zeigte, die persönliche Daten von angeblichen NazigegnerInnen auflistet. Solch eine Liste habe angeblich jeder rechte Aktivist im Kreis Euskirchen.

Anti-Antifa Euskirchen
Schon 2008 war in der Lokalpresse bekannt geworden, dass Neonazis „schwarze Listen“ über vermutete politische GegnerInnen führen. Damals drohte der User „Säuferleber1488“ unverhohlen im Forum der FNE: „Wenn mir so ein Vogel [ein Nazigegner] krumm kommt, brauche ich keine Liste. Ich glaube, beim nächsten Mal stellen wir einen Sicherungstrupp um die Ecke[…]“. Auch mit massiven Schmierereien drohen Neonazis schon seit langer Zeit im Kreisgebiet Menschen mit dem Tod. In geistiger Nähe zur NS-Ideologie fordern sie: „879er Deppen vernichten!“ – und machen damit Front gegen die migrantische Jugendgang „879“.

FNE tauchen ab
Bewarben die Neonazis noch kurz zuvor eine Nazidemonstration in Remagen, tauchten bei der Veranstaltung selbst keine Mitglieder der FNE dort auf. Offenbar wollte man sich einen Tag nach den Morddrohungen gegen die Familie nicht mehr öffentlich zeigen. Zwei Wochen zuvor erklärten sie via Internet, „dass die Führung der FNE aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten“ sei – und die Gruppe „ab sofort offiziell in die Winterpause“ gehe. Allem Anschein nach will die lokale Szene nach außen keine unnötige Angriffsfläche bieten.

Ermittlungen gegen Neonazis
Inzwischen hat die Betroffene Anzeige bei der Polizei erstattet. Auch der Bonner Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Strafverfolgungsbehörden sind jetzt in der Verantwortung, den kriminellen und gewalttätigen Neonazistrukturen in der Region die Hände zu binden. Der Fall zeigt: Rechte Gewalt beschränkt sich nicht allein auf die Mörder der „Zwickauer Zelle“. (mb)

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