Nach wenigen hundert Metern war die Demonstration von „Pro Köln“ am Samstag, den 19.11.2011 in Köln-Kalk zu Ende. In Höhe der Köln Arcaden mussten die rund 80 RechtspopulistInnen stoppen, weil mehrere hundert Protestierende die Kalker Hauptstraße versperrten. Mehrere Stunden herrschte Stillstand bei „Pro Köln“, bis nach Verhandlungen mit der Polizei der Demozug bis zur Kalker Post lief, wendete und den Rückweg antrat. Die Polizei hatte eine gewaltsame Räumung der friedlichen Blockaden als unverhältnismäßig bewertet.
„Pro Köln“ konnte ihr Ziel, vor dem „Autonomen Zentrum“ in der Wiersbergstraße zu demonstrieren, nicht erreichen. An dem Aufmarsch unter dem Motto „Keine rechtsfreien Räume in Kalk: Linksautonomes Zentrum schließen“ nahmen vor allem „Pro NRW“-Funktionäre aus dem gesamten Bundesland teil. Auch der ehemalige NPD-Funktionär und jetzige pro NRW-Öffentlichkeitsarbeiter Andreas Molau befand sich unter ihnen. Aus den USA reiste der als „Vertreter der Tea Party“ vorgestellte Taylor Rose an, Mitglied einer rechten Studierendenvereinigung. Die lange Wartezeit zerrte an den Nerven der Rechtspopulisten. „Pro Köln“-Ratsherr Jörg Uckermann: „Der Rechtsstaat kapituliert vor Chaoten, vor Bundestagsabgeordneten. Die kann man getrost als grüne SA bezeichnen.“ Grüne Bundestagsabgeordnete, gemeint war der vor Ort anwesende Volker Beck, würden sich zu „Gauleitern“ aufschwingen.
Nazivergleiche an die Adresse des politischen Gegners sind bei „Pro Köln“ keine Sel-tenheit, immer wieder spricht man dort von der „roten SA“. Eine Teilnehmerin zeigte auch am Samstag ein Plakat mit der Aufschrift „Nazis raus, ob braun oder rot“. Unter dem Eindruck der brutalen Mordserie der Thüringer Neonazis versuchten die Rechtspopulisten der „Pro-Bewegung“ auf Distanz zum Neonazismus zu gehen. So legten die Anwesenden RechtspopulistInnen eine Schweigeminute für die Opfer ein. „Das finde ich sehr makaber“, so eine Kalker Anwohnerin in einem Beitrag des Kölner Stadtanzeigers.
Vor dem Hintergrund der Herkunft einiger Pro-Aktivisten wie Molau aus dem neona-zistischen NPD-Milieu wirkte diese Distanzierung doch teilweise recht unglaubwürdig. Außerdem befand sich unter den TeilnehmerInnen mindestens eine Person, die sich offen zum Neonazismus bekennt und regelmäßig an Aufmärschen der militanten Neonaziszene teilnimmt. Der 18 jährige, der in der Nähe von Radevormwald lebt, trug beispielsweise am 29. Januar 2011 bei einem Neonaziaufmarsch in Wuppertal das Fronttransparent. Damals zogen 200 Neonazis, vorwiegend so genannte Autonome Natioanlisten, durch Wuppertal, um gegen das dortige „Autonome Zentrum“ zu protestieren. Die AktivistInnen der „Nationalen Sozialisten Wuppertal“ arbeiten eng mit der im Frühjahr gegründeten Neonazi-Kameradschaft „Freundeskreis Radevormwald“ zusammen. In beiden Städten kam es in den vergangenen Monaten im-mer wieder zu Fällen brutaler rechter Gewalt. Der „Freundeskreis Radevormwald“ gibt seit einiger Zeit im Internet die Parole aus: „Und werden die Zeiten härter, gehen wir in den Untergrund!“
„Pro Köln“ kündigt im Internet an, am 28. Januar 2012 erneut in Köln-Kalk auflaufen zu wollen. (hp)