Gedenken an Mehmet Kubaşık

Der Artikel wurde erstmals am 04.04.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Am Montag, den 04. April 2022, jährt sich der Mord an Mehmet Kubaşık. Mehmet Kubaşık wurde 1966 in Hanobası, in Südostanatolien geboren. 1991 floh er mit seiner Frau Elif und der gemeinsamen Tochter Gamze vor politischer Verfolgung nach Deutschland und erhielt hier Asyl. In den folgenden Jahren wuchs die Familie um zwei Söhne.

Elif beschrieb ihren Ehemann 2017 mit den Worten: „Er war sehr liebevoll, er war sehr besorgt um seine Familie, er war vernarrt in seine Kinder, er hatte eine sehr enge Beziehung zu seiner Tochter Gamze. Jeder Mensch, ob klein oder groß, ob jung oder alt, mochte ihn.“

In seinem Kiosk, mit dem sich Mehmet Kubaşık in der Dortmunder Nordstadt inzwischen selbstständig gemacht hatte, wurde er am 4. April 2006 von den Rechtsterrorist*innen des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ermordet. Er war nach momentanem Erkenntnisstand das achte Opfer der rassistischen Mordserie des NSU. Neben den bisher bekannten zehn Morden sind der NSU und sein Unterstützer*innennetzwerk verantwortlich für mindestens drei Bombenanschläge und mehr als ein Dutzend Überfälle in Deutschland.

Die Mordserie wurde in der nicht von Rassismus betroffenen Mehrheitsgesellschaft kaum wahrgenommen. Die Familie Kubaşık wurde von den ermittelnden Behörden zu Unrecht als Täter*innen verdächtigt und musste viele Jahre mit der Stigmatisierung und Kriminalisierung leben. Erst als der NSU sich im Jahr 2011 selbst enttarnte, wurde das rassistische Motiv des Mordes an Mehmet Kubaşık öffentlich anerkannt. Eine wirkliche Aufklärung hat es bis heute nicht gegeben. Viele Fragen, etwa nach möglichen Helfer*innen des NSU oder nach der Rolle des Verfassungsschutzes im NSU-Komplex, sind bis heute ungeklärt.

„Die, die das gemacht haben, die diese Taten begangen haben, sollen nicht denken, weil sie neun Leben ausgelöscht haben, dass wir dieses Land verlassen werden. Ich lebe in diesem Land, und ich gehöre zu diesem Land. Ich habe zwei Kinder in diesem Land zur Welt gebracht, und mein Enkel Mehmet ist hier zur Welt gekommen. Wir sind ein Teil dieses Landes, und wir werden hier weiterleben.“ (Elif Kubaşık, aus dem Plädoyer aus dem NSU-Prozess vom 21. November 2017). (dp)

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