Nach Hogesa, Pegida und pro NRW wurde im Dezember nach langer Zeit wieder eine Demonstration aus der organisierten Neonazi-Szene in Köln angemeldet. Unter dem Motto „Keine Gewalt gegen Deutsche“ wurde am 14. Januar zum Ottoplatz in Deutz mobilisiert. Es erschienen etwa 90 TeilnehmerInnen – auch wenn die Veranstalter die Zahl 130 vermeldeten. Nach einem deutlich verspäteten Start legte die Demonstration etwa 500 Meter zurück, bevor sie aufgrund des Gegenprotests umdrehen musste. Bei den Organisatoren führte dies zu Selbstkritik und insbesondere zur Kritik an einigen Teilnehmern.
Angemeldet wurde die Versammlung von Jan Fartas, der seit langem in der Kölner Neonazi-Szene aktiv ist und der relativ neuen Gruppierung „Köln für deutschen Sozialismus“ angehört. Unterstützt wurde er von Paul Breuer, ehemaliges Mitglied der 2012 verbotenen „Kameradschaft Walter Spangenberg“ und angeklagt im andauernden Prozess gegen das Aktionsbüro Mittelrhein, wo ihm die Unterstützung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen wird. Beide wurden jedoch von der Polizei nicht als Versammlungsleitung akzeptiert, sodass ein dritter Kölner Aktivist dies übernahm.
Aufhänger der Demonstration war die Diskussion um die sexualisierten Übergriffe in der Silvesternacht 2015. Um sie für die eigene Propaganda nutzen zu können, wurde diese in „Gewalt gegen Deutsche“ umgedeutet. In den Redebeiträgen spielte sexualisierte Gewalt jedoch keine Rolle, verhandelt wurden die „klassischen“ Themen der extremen Rechten.
Erster Redner war der Göttinger Mario Messerschmidt, der im vergangenen Jahr durch einen geplanten Waffendeal mit dem Nordhessen Michel F. in die Schlagzeilen geraten war. Er hielt sich jedoch sehr kurz, da er seinen Zug noch erwischen müsse, wie erklärt wurde. Bei der Zwischenkundgebung ergriffen dann der ehemalige Dortmunder Feuerwehrchef Klaus Schäfer, Kevin Koch aus Wuppertal, Johannes Welge aus Hildesheim und Paul Breuer das Wort. Während Schäfer sichtlich nicht mit den neuen Informationen zur Kölner Silvesternacht klar kam und sie so zu deuten versuchte, dass sie in die rassistische Ideologie passten, was sie ziemlich wirr machte, sprach Paul Breuer Klartext: „Wir Nationalsozialisten werden unsere braunen Finger stets in die eiternden Beulen stecken, die dieses System hervorbringt.“
In ihrem Resümee zur Demonstration kritisierten die Veranstalter Teilnehmende der eigenen Veranstaltung: „Wer denkt, eine Nationale Demonstration wäre eine Spassveranstaltung, bei der man seine eigene Unzulänglichkeit durch stumpfe Parolen und disziplinloses Verhalten auszugleichen versucht, ist bei uns an der falschen Adresse.“ Gewohnt vollmundig kritisieren sie die Verkürzung des Aufzuges durch die Polizei, die dies mit nicht zu gewährleistender Sicherheit begründet hatte. Man solle sie „doch einfach alleine marschieren lassen“, dann würde „auch wieder bei den Roten Ordnung einkehren würde“. Da der Demozug allerdings brav zum Deutzer Bahnhof zurückkehrte, mussten die Anwesenden sich mit Gesängen wie „Wir putzen unsre Stiefel mit dem Blut der Antifa“ und „Wir schlagen den Roten die Schädeldecke ein“ begnügen.