Von Mauerfall bis Nagelbombe

Geschichten aus der Keupstraße zum NSU-Anschlag & Filme über die Pogrome der frühen 1990er Jahre

Der Veranstalterkreis „Kino Keupstraße – Dostluk Sineması“ lädt ein:
„Die Film- und Veranstaltungsreihe „Vom Mauerfall zur Nagelbombe“ setzt die Pogrome der 1990er-Jahre in Bezug zu den NSU-Anschlägen und zeigt gemeinsame Erfahrungen und Analysen von Rassismus in Deutschland. An fünf Abenden werden Betroffene an verschiedenen Orten in der Keupstraße von ihren Erfahrungen berichten. Ihre Geschichten aus der Zeit des Schweigens sollen nun öffentlich gemacht werden. Darauf folgt jeweils ein kurzes Referat von ExpertInnen und Betroffenen der früheren Anschläge, das den anschließenden Film vorstellt. Nach der Veranstaltung gibt es Gelegenheit zu einem ungezwungenen Austausch und Kennenlernen bei Getränken und Essen. Die VeranstalterInnen kommen von innerhalb und außerhalb der Keupstraße und sind seit Jahren in antirassistischen Initiativen aktiv. Wir laden alle Kölner und Kölnerinnen ein, die Isolation der Keupstraße in dieser Stadt und das fortwahrende Schweigen über die skandalösen Ermittlungen aufzubrechen und an den Abenden miteinander ins Gespräch zu kommen.“

Duvarlar – Mauern – Walls
Donnerstag, 7. März 19 Uhr
Ort: Cafe Sabahcı, Keupstr. 87

Der zwischen 1989 und 1991 in Berlin gedrehte Film Duvarlar / Mauern / Walls von Can Candan versetzt uns zurück in die frühen 90er-Jahre. Auf Mauerfall und Wiedervereinigung folgten rassistische Anschläge und pogromartige Überfalle in zahlreichen Städten Deutschlands. Die Situation wird aus Sicht der türkischsprachigen EinwohnerInnen in Interviews dokumentiert und aus migrantischer Perspektive analysiert. Als Referentin ist Heike Kleffner, Referentin im Untersuchungsausschuss des Bundes zum NSU und Expertin in der Beratung von Opfern rechtsextremer Gewalt, zu Gast.

Hoyerswerda-Kurzdokus
Donnerstag, 14. März 19:00 Uhr
Ort: Paradies Cafe, Keupstr. 64

1991 kam es in Hoyerswerda zum ersten Pogrom an ausländischen ArbeiterInnen und Flüchtlingen nach der Wiedervereinigung. Manuell Alexandre, einer von 18.000 mosambikanischen VertragsarbeiterInnen in der ehemaligen DDR, schildert die von ihm erlebten Lebensbedingungen und erzählt davon, was nach dem Pogrom passierte. Im Film Hoyerswerda revisited kehren drei der Betroffenen der rassistischen Ausschreitungen nach 20 Jahren wieder an den Ort des Geschehens zurück. Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen des Bürgermeisters und vieler Einwohner von Hoyerswerda werden die drei Männer erneut bedroht und angegriffen. Einleitend wird Emmanuel Aguyeman von seinen Erfahrungen von 1991 und von 2012 berichten. Die Filmemacherin Julia Oelkers wird ebenfalls anwesend sein.

The truth lies in Rostock/Kein 10. Opfer
Donnerstag, 21. März 19 Uhr
Ort: Restaurant A. Konak, Keupstr. 44–46

August 1992, Rostock-Lichtenhagen. Die Polizei schaut zu, als Faschisten die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge und ein Wohnheim von vietnamesischen Vertragsarbeitern mit Molotowcocktails angreifen. Eine Montage von Videomaterial, gedreht aus den angegriffenen Häusern heraus, Interviews mit Anti-FaschistInnen, den vietnamesischen VertragsarbeiterInnen, der Polizei, mit Bürokraten, Neonazis und Anwohnern. Der Vorfilm Kein 10. Opfer dokumentiert die Schweigemärsche und Demonstrationen in Kassel und Dortmund im Mai/Juni 2006 nach den NSU-Morden an Halit Yozgat und Mehmet Kubasık.
Referentin (angefragt): Katharina König, Mitglied des Thüringer Untersuchungsausschusses zum NSU.

Revision
Donnerstag, 28. März 19 Uhr
Ort: Cafe / Konditorei Damla, Keupstr. 82

Ende Juni 1992 entdeckt ein Bauer zwei Körper in einem Getreidefeld in MecklenburgVorpommern. Ermittlungen ergeben, dass essich bei den Toten um rumänische Staatsbürger handelt. Sie wurden bei dem Versuch, die EU-Außengrenze zu überschreiten, von Jägern erschossen. Diese geben an, die Menschen mit Wildschweinen verwechselt zu haben. Vier Jahre später beginnt der Prozess. Das Urteil: Freispruch. Der an den Ermittlungen beteiligte Rechtsanwalt Wolfgang Heiermann wird einleitend über die Aufdeckungen berichten.

Mölln – Nach dem Brand
Donnerstag, 4. April 19 Uhr
Ort: Restaurant Kervansaray, Keupstr. 25

Am 23. November 1992 legten Neonazis in Mölln einen Brand im Haus der türkischstämmigen Familie Arslan, bei dem drei Familienangehörige ums Leben kamen. Die Regisseurin Malou Berlin hat die Familie vier Jahre lang im Prozess der Aufarbeitung von Verlust und rassistischer Gewalt begleitet. Ibrahim Arslan, Sohn der Familie, wird in der Keupstraße zu Gast sein und die Dokumentation einleitend kommentieren. Imran Ayata, Verfasser der Mölln-Rede von 2011, wird ebenfalls anwesend sein.

Dieser Beitrag wurde unter Aktuelles veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.