Rechtspopulismus, Muslimfeindlichkeit und die extreme Rechte.
Eine Tagungsdokumentaion.
Rechtsaußenparteien sind europaweit auf dem Vormarsch. Besonders im Westen des Kontinents kommt in diesen Kreisen ein kulturreligiös verklausulierter Rassismus zum Vorschein: Mit Kampagnen gegen Moscheebauten, Minarette oder schlicht gegen „den Islam“ versuchen sie, Zustimmung zu gewinnen. Auseinandersetzungen wie die um das muslimfeindliche Schmähvideo „Die Unschuld der Muslime“, das in einigen Ländern zu schweren Ausschreitungen geführt hat, versuchen sie, für ihre Zwecke zu nutzen. Dabei machen diese Bewegungen, wie es ein Mitglied der FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) einmal ausgedrückt hat, ein „Geschäft mit der Angst“. Sie schüren Konflikte aggressiv mit rassistischer Stoßrichtung, um Aufmerksamkeit und Gegenproteste hervorzurufen.
„Ein solches Drehen an der populistischen Schraube ist Ausdruck einer ritualisierten Es-
kalationsstrategie, die auf eine Verschärfung von Konflikten zielt. Hier ist dringend Hand-
lungsbedarf geboten“, so die Herausgeber Hans-Peter Killguss, Leiter der Info- und Bil-
dungsstelle gegen Rechtsextremismus (ibs) im NS-Dokumentationszentrum (NS-DOK)
der Stadt Köln, und Alexander Häusler, Mitarbeiter des Forschungsschwerpunktes
Rechtsextremismus der FH Düsseldorf. Im Fokus der Agitation stehen nicht nur „der Is-
lam“, sondern auch und vor allem Muslime in Europa. Sie dienen als Projektionsfolie für
eine imaginierte Gefahr durch eine vermeintlich „fremde Kultur“: Zugewanderte = Islam =
Gewalt = Bedrohung lautet dabei die rassistische Gleichsetzung.
Das Buch „Das Geschäft mit der Angst“ dokumentiert die gleichnamige Tagung vom
Oktober 2011 in Köln mit über 200 Besuchern und Besucherinnen. Es umfasst 14
Beiträge, unter anderem von Navid Kermani und Patrick Bahners, damaliger Feuilleton-
chef der FAZ, sowie von internationalen Autoren und Autorinnen. Die Beiträge beschrei-
ben die Erscheinungsformen islamfeindlicher Propaganda in verschiedenen Ländern Eu-
ropas und vergleichen sie vor dem Hintergrund eines gesamtgesellschaftlichen Ent-
wicklungsprozesses miteinander. Des Weiteren erörtern die Autoren, wie der muslimfeindli-
che Rassismus von Rechtsaußen in Deutschland Fuß zu fassen versucht.
Zudem diskutiert die Publikation die städtischen und zivilgesellschaftlichen Aktivitäten
gegen Rassismus und die Möglichkeiten gemeinsamer Handlungsstrategien. Die Veröf-
fentlichung will zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Phänomen Rechtsex-
tremismus, Rassismus und Muslimfeindlichkeit beitragen. „Die hohe Besucherzahl und
die positiven Rückmeldungen zu den Inhalten der Tagung haben uns in unserem Anlie-
gen bestärkt, bei der Auseinandersetzung mit rassistischen und rechtsextremen Er-
scheinungsformen den Blick über den regionalen und nationalen Tellerrand hinauszu-
richten. So können wir von Erfahrungen aus anderen Regionen und Ländern sowie
durch Austausch voneinander lernen“, so die Herausgeber.
Bibliographische Angaben:
Das Geschäft mit der Angst.
Rechtspopulismus, Muslimfeindlichkeit und die extreme Rechte in Europa.
Hrsg.: Alexander Häusler und Hans-Peter Killguss
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Info- und
Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus, Köln 2012
148 Seiten
ISBN 978-3-938636-18-3.
Beiträge und Materialien 6 der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus
9,90 Euro
Die Broschüre kann telefonisch über die Rufnummer 0221/221-26332 oder per E-Mail
unter nsdok@stadt-koeln.de bestellt werden.
– pal –