„Die Rechte“ und der 8. Mai

Der Artikel wurde erstmals am 07.06.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Wie jedes Jahr hat der Kreisverband Rhein-Erft der neonazistischen Kleinstpartei Die Rechte auch am diesjährigen 8. Mai eine „Putz- und Pflegeaktion für die Gräber der gefallenen deutschen Soldaten beider Weltkriege im Rhein-Erft-Kreis“ organisiert. Darüber hinaus veröffentlichten sie einen entsprechenden Artikel auf ihrer Website.

Dieser wird nicht zuletzt durch „vorher“ und „nachher“ Bilder dekoriert, sondern es wird ebenfalls aus der Edda (einem alt-isländischen Götter- und Sagenepos) zitiert. Auch wird zu einer Nachahmung der „Putz- und Pflegaktion“ aufgerufen. Denn zur Pflege von deutschen Soldatengräbern eignet sich laut Die Rechte Rhein-Erft „gerade der 8. Mai […] hervorragend, um auf das Schicksal derer, die dort ihre letzte Ruhe fanden, hinzuweisen“.

Der 8. Mai ist der Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht und somit des Deutschen Reichs 1945. Somit stellt der 8. Mai 1945 das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa dar. Bis heute ist der Tag sowohl aus historischer als auch aus erinnerungspolitischer Sicht von Bedeutung. Kein Wunder, dass die extreme Rechte seit Jahren versucht das Datum des Kriegsendes umzudeuten. Dies geschieht beispielsweise indem sie die Befreiung durch die Alliierten als „Besatzung“ und „Schrecken“ für die deutsche Bevölkerung bezeichnet. Auch die Aktion der Aktivist*innen von die Die Rechte stellt einen altbekannten Versuch der extremen Rechten dar, eine Täter-Opfer-Umkehr vorzunehmen. Das Ende der nationalsozialistischen Diktatur als Trauer- und Gedenktag zu begehen zeigt deutlich, dass sich die extrem rechten Akteur*innen positiv auf den historischen Nationalsozialismus beziehen, die Täter des Nationalsozialismus heroisieren und offensichtlich das Ende von Shoa, Gewaltherrschaft und Weltkrieg bedauern. Sie versuchen die deutschen Soldaten als ‚eigentliche Opfer‘ in den Fokus zu rücken und damit die begangenen Verbrechen im Nationalsozialismus zu relativieren sowie die Schuld der damaligen Generation zu negieren. (dp)

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