Demonstration der Initiative „Bürger stehen auf“ in Erkelenz

Foto: Robin Dullinge

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„Hier marschiert der nationale Widerstand!“, schallte es am Samstag, den 27. Februar 2016 durch die leeren Straßen der Erkelenzer Innenstadt. Die Gruppierung „Bürger stehen auf“, die zuletzt im November 2015 in Linnich demonstrierte, hielt in Erkelenz ihre zweite Versammlung ab. Als Anmelder und Versammlungsleiter fungierte Christian Remberg, Stadtratsmitglied der NPD in Erkelenz. Außerdem sprachen Björn Clemens, ein extrem rechter Rechtsanwalt aus Düsseldorf, der regelmäßig Neonazis in Prozessen vertritt, Dominik Roeseler, noch Vizevorsitzender der Splitterpartei Pro NRW, Christopher von Mengersen, Generalsekretär von Pro NRW und Stadtratsmitglied in Bonn, Sigrid Schüßler, ehemalige Vize-Landesvorsitzende der NPD in Bayern und Karl Richter, ehrenamtliches Stadtratsmitglied der NPD in München. Unter den Teilnehmer_innen befanden sich zudem Ariane Meise, Vizelandesvorsitzende der NPD NRW, sowie einige dem HoGeSa-Spektrum zugehörigen Nazis.

Die Kundgebung begann pünktlich mit etwa 100 Teilnehmer_innen. Am Rande der Gitter fanden sich auch einige Bürger_innen aus Erkelenz ein, die sich die Reden anhörten und teilweise applaudierten. Es begann Björn Clemens mit einem positiven Bezug zur Reichswehr, die unter Adolf Hitler 1935 zur Wehrmacht wurde. Angela Merkel warf er vor, dass sie Deutschland den größten Schaden zugefügt habe, den es in seiner gesamten Geschichte erlebt habe. Er schürte das Bild vom „griechischen Schmarotzer“ und bezeichnete die Abschaffung der Bundeswehrpflicht als Zerschlagung der deutschen Armee. Die EU bezeichnete er als „SowjetEUnion“, propagierte folgend daraus völkischen Antikapitalismus, indem er behauptete, dass sich Angela Merkel der „Weltbank“ und dem „Finanzkapital“ verschrieben hätte. Abschließend forderte er die Zuhörer_innen zum Handeln auf, „damit diese Frau endlich zu Fall kommt“.

„Amis“, „Sozialneid“ und „Gender Mainstreaming“
Dominik Roeseler hielt die zweite Rede und beschäftigte sich besonders mit den Vereinigten Staaten. Er sprach von den „Amis“, die den Krieg als wirtschaftliche Grundlage bräuchten, und meinte, es sei kein Zufall, dass Deutschland als „Nutte der Amerikaner“ nun „die Flüchtlingsströme, die die Amis auslösen“, aufnehmen müsse. Es folgten Forderungen nach nationaler Souveränität, einer neuen Verfassung, „sozialer Politik im nationalen Interesse“ und die Absetzung von Angela Merkel als Bundeskanzlerin und der Ausweisung der „Amis“.

Als dritter Redner betrat Christopher von Mengersen die Bühne, der vor allem Sozialneid als Mittel nutzen wollte und den Kommunen vorwarf, konzeptlos zu handeln. Seiner Auffassung nach resultiere aus der aktuellen Politik, dass jedes Dorf bald eine Silvesternacht wie die in Köln erleben werde.

Foto: Robin Dullinge

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Sigrid Schüßler verurteilte in ihrem Beitrag Abtreibungen, „Gendermainstreaming und Frühsexualisierung“ und bediente sich an antisemitischen Stereotypen und völkischem Nationalismus. Sie gab sich besonders dem Pathos hin und kündigte an:

„[…] Wir sind als Volk so geeicht, dass wir ein ruhiges Volk sind, dass wir still sind, wir wollen im Grunde nur unsere Ruhe haben und unserer Arbeit nach gehen, so sind wir. Wir sind nun mal kein extrovertiertes Volk, wie andere, wir sind eher ein introvertiertes, geistiges Volk, deshalb ist es für uns umso schwerer auf die Straße zu gehen und zu sagen: „Nein es reicht!“, aber wir alle wissen, wenn wir Deutsche an den Punkt gebracht werden, wo wir sagen :„Nein“, dann wird es nichts mehr geben, was uns davon abhält, für unser Recht und für unsere Freiheit zu kämpfen und diese auch zu erringen.“

„[…] Es gibt ja diesen schönen Spruch: „Merkel in die Produktion aber zu nem Hungerlohn“, da kann die gute Frau Merkel froh sein, wenn wir das mit ihr machen am Tag X und der wird kommen […]“

Ihre Rede endete mit den Worten: „Armlänge Abstand macht frei!“.

„Natürliches“ vs. „Großkapital“
Karl Richter, ehemaliger Ehemann von Sigrid Schüßler und Münchner Stadtratsmitglied, ergänzte ihre Rede in einigen Punkten. Er unterschied stets „Natürliches“ von „Manipuliertem“, die Geschlechterverhältnisse erklärte er dabei als von „Herrgott geschaffen“. Das deutsche Volk stehe „auf dem Boden der Überlieferung, der natürlichen Weltordnung“. Dem „Natürlichen“ gegenüber steht ihm zur Folge nach die sogenannte „globalisierte Weltordnung, das Großkapital“.

Die Redebeiträge erstreckten sich etwa über 1 ½ Stunden, einige Minuten danach zogen die 100 angereisten Neonazis durch die abgeriegelte Erkelenzer Innenstadt unter Parolen wie „Nationaler Sozialismus – Jetzt!“, „Frei, sozial und national“, „Kriminelle Ausländer raus!“ und anderen neonazistischen Sprechchören. Das Geschehen sollte am Bahnhof enden. Einige Nazis begaben sich in Züge, der Großteil jedoch ging zurück in die Innenstadt in Begleitung der Polizei. Dabei kam es zu einem Aufeinandertreffen von etwa achtzig Neonazis und 10 Gegendemonstrant_innen, was von der Polizei jedoch schnell beendet wurde.

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