Die vom Rechercheverbund Correctiv veröffentlichte vierteiligen Recherche „Kein Filter für Rechts. Wie die rechte Szene Instagram benutzt, um junge Menschen zu rekrutieren“ gibt Auskunft über zentrale Influencer*innen der rechten Szene und beschreibt, wie diese durch Instagram Geld verdienen, welche Hashtags und Codes sie benutzten und wie die AfD über Instagram in die rechten Szene vernetzt ist.
Darin spielen auch einzelne Akteur*innen aus dem Regierungsbezirk Köln eine Rolle. So beispielsweise Reinhild Boßdorf, der als rechte Aktivistin eine entscheidende Rolle in der extremen Rechten zugeschrieben wird und der eine wichtige Verbindungsfunktion zwischen verschiedenen Instagram-Accounts zukommt. Zuletzt trat Boßdorf als Kandidatin der AfD zur Kommunalwahl 2020 in Königswinter in Erscheinung. Zudem ist sie Mitbegründerin der rechten Gruppierung „Lukreta“ (s. u.a. ibs-Newsletter Januar 2020)
Ein weiterer, von Correctiv häufig genannter Akteur, ist der rechtsextreme Frank Krämer. Mit dem in letzter Zeit durch „Querdenken“ bekannter gewordenem Nana Domena (Moderator) betreibt er das Videoprojekt „Multikulti trifft Nationalismus“. Weiter weist Krämer Vernetzungen zu der Initiative „Europa Terra Nostra“, deren Vorsitz ein NPD-Politiker inne hat. Krämer hat die sozialen Medien für sich entdeckt, um seine rechte Propaganda zu verbreiten und Geld zu verdienen, z.B. durch die Vermarktung eines rechtsextremen Versandhandels.
Einziger Kritikpunkt an der Recherche ist, dass sie sich in Teilen auf „Insiderinneninformationen“ einer Aktivistin aus der Szene stützt. Diese ist keine andere als Lisa H., besser bekannt als „Lisa Licentia“. Im Rahmen der vor kurzem auf „Pro7“ ausgestrahlten Dokumentation „Rechts. Deutsch. Radikal.“ verkündigte diese ihren Ausstieg aus der Szene. In wie weit sie jedoch wirklich aus der Szene ausgestiegen ist und mit der rechten Ideologie gebrochen hat, bleibt abzuwarten. So zierte sie die Schlagzeilen Anfang des Jahres, als sie mit ihrer Kamera den linken Protest am Roncalliplatz filmte. Bei der Kundgebung unter dem Motto „Gegen Verschwörungsideologien und Antisemitismus – Gegen den Abbau von Grundrechten“ im Mai 2020 mit rund 450 Teilnehmenden beteiligten sich auch Rechte und Verschwörungserzählende um eine Meditation gegen die Corona-Schutzmaßnahmen durchzuführen. Unter ihnen „Lisa Licentia“. Während sie durch die Kundgebung lief und den Protest filmte kam es zu einer Rangelei, sie erhielt eine Anzeige wegen Körperverletzung und Widerstand. An einem darauf folgenden versuchten Outing einer linken Person war sie maßgeblich beteiligt und arbeitete in diesem Zusammenhang mit dem rechten Medienaktivisten Oliver Flesch zusammen, der unter anderem Kontakte zur rechten „Bruderschaft Deutschland“ pflegt. Zu dieser Zeit soll „Lisa Licentia“ nun schon länger aus der Szene ausgeschieden sein. (he/kt)