Veranstaltung mit Holocaust-Leugnern im Rhein-Erft-Kreis

Die von der Neonazi-Szene unter teils konspirativen Umständen im Rhein-Erft-Kreis mit prominenten Holocaust-Leugnern organisierte Veranstaltung sollen am 9. Mai rund 70 Personen besucht haben. Dies verbreitet der Kreisverband Rhein-Erft der Minipartei „Die Rechte“ (DR) via Internet. Das Motto der Veranstaltung lautete „Der Wahrheit eine Gasse“ – angeblich sei es bei den Vorträgen auch um historische Wahrheiten gegangen, so die Parteigliederung.

Drei der in Deutschland führenden Holocaust-Leugner und Geschichtsrevisionisten, nämlich Ursula Haverbeck, Udo Walendy und Arnold Höfs (alias Herbert Hoff) waren demnach zu Gast. Sowohl im Vorfeld, als auch im Nachklang hält die DR den Veranstaltungsort für die als nicht öffentlich deklarierte Versammlung geheim. Leiter respektive Moderator des Neonazi-Treffens war offenbar der aus Verden in Niedersachsen stammende DR-Kreisvorsitzende Markus Walter.

Die bewusst provokative Terminierung kurz nach dem 70. Jahrestag zum Ende der Nazidiktatur (s. der Beitrag auf mbr-koeln.de) war zugleich auch Hintergrund des thematischen Bogens, den die „Referenten“ spannten. Udo Walendy wird in dem DR-Bericht als einer der „ältesten Geschichtsrevisionisten dieser Republik“ gelobt. Er habe über den Ersten und Zweiten Weltkrieg gesprochen „und dann schließlich über das Leid der Deutschen nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht im Jahr 1945.“

Arnold Höfs soll demnach ausgeführt haben, „dass der Krieg gegen die Mitte Europas [bis heute] in fast allen Fällen fremdgesteuert wurde.“ Hierbei dürfte es sich um eine Anspielung auf die Propaganda der Nazis handeln, wonach etwa eine angebliche jüdische Weltverschwörung für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (mit-)verantwortlich sein soll, weil ‚die [fremden] Juden‘ die ‚heimischen‘ europäischen ‚Brudervölker‘ gegeneinander aufgehetzt hätten.

Höfs habe auch Walendys Worte ergänzt „durch weitere Fakten wie zum Beispiel die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen […], die deutlich machten, dass der 8. Mai 1945 sicherlich kein Tag der Befreiung war.“ Offenkundig diente die Versammlung also dazu, die Geschichte im Sinne der Nazi-Propaganda weiterhin umzudeuten und Kriege, in die Deutschland ‚verwickelt‘ wurde, als Folge von „Fremdsteuerung“ (DR/Höfs) darzustellen. Ihre bekannten, ähnlich gelagerten Thesen verbreitete denn auch die verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck.

Sie wurde von der DR in der Beschreibung der Veranstaltung ganz im Sinne neonazistischer Propaganda als „unermüdliche Kämpferin für Wahrheit und Gerechtigkeit“ gepriesen. Haverbeck habe „über die Gesinnungsprozesse gegen Geschichtsrevisionisten und über die Prozesse gegen jene, die in einem Konzentrationslager stationiert [sic!] waren und vor Gericht gezerrt wurden“ gesprochen, so die DR. Da die Versammlung nicht öffentlich war, dürfte auf dieser ebenso ausreichend Platz dafür gewesen sein, auch möglicherweise strafrechtlich relevante Ausführungen zu tätigen.

 

Vermuten lässt dies jedenfalls ein wortgleich vom DR-Kreisverband Aachen-Heinsberg sowie der inoffiziellen Nachfolgeorganisation der 2012 verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL), „Syndikat 52“ [http://www.lap-aachen.de/cms/index.php/aktuell/meldungen/182-verbotene-qkameradschaft-aachener-landq-weiter-aktiv], verbreiteter Facebook-Eintrag. Von einer „grandiosen Vortragsveranstaltung in revisionistischer Pioniershaltung“ wird da fabuliert, der „Schuldkult“ sei „in hoher Präzision demontiert“ worden und aktuelle „politischen Manöver“ gegen die Deutschen hätten ihren „Ursprung im alliierten Diktat“. (mik)

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