In Gedenken an Yeliz Arslan, Ayşe Yılmaz, Bahide Arslan und an alle Überlebenden des rassistischen Brandanschlags in Mölln 1992

Der Artikel wurde erstmals am 15.11.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Bei einem rassistischen Brandanschlag in Mölln vor dreißig Jahren wurden die zehnjährige Yeliz Arslan, die vierzehnjährige Ayşe Yılmaz und die einundfünfzigjährige Bahide Arslan in der Nacht vom 23. auf den 24. November ermordet.

Um ihnen zu gedenken finden seit 2013 die „Möllner Rede im Exil“ statt. Die Rede wird an wechselnden Orten „im Exil“ gehalten, da sie kein Teil des offiziellen Gedenkens der Stadt Mölln ist. Ein Grund dafür ist, dass die Familie der Ermordeten die Redner*innen auf der offiziellen Gedenkveranstaltung beispielsweise nicht selber wählen dürfen. Ihre Wünsche und Stimmen wurden von der Stadt Mölln kaum gehört und eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Gedenkveranstaltung wurde ihnen verwehrt. Vielmehr schien es, als wurde ihnen die Rolle von Statist*innen zugewiesen. Seit vielen Jahren setzen sich die Angehörigen und Überlebenden somit für ein selbstbestimmtes Gedenken von Betroffenen und Überlebenden rassistischer Gewalt ein.

Mehr zur „Möllner Rede im Exil“, bei welcher die Betroffenenperspektiven im Fokus stehen, finden Sie hier. 

Am 23. November 1992 zündeten neofaschistische Täter das Wohnhaus der Familie Arslan mit Molotowcocktails an. Yeliz Arslan, Ayşe Yılmaz und ihre Großmutter Bahide Arslan wurden bei diesem rassistisch motivierten Brandanschlag ermordet, weitere Familienmitglieder wurden teilweise sehr schwer verletzt. Der damals siebenjährige Ibrahim Arslan überlebte den Anschlag nur, weil seine Großmutter Bahide ihn im brennenden Haus mit feuchten Tüchern einwickelte.

Dies war nicht der einzige Brandanschlag in Mölln. Kurz vorher wurde ein Haus auf der Ratzeburger Straße Ziel der beiden Neonazis. Auch hier wohnten Menschen türkischer Herkunft. Neun von ihnen wurden schwer verletzt. Die neofaschistischen Täter meldeten den Brand in der Nacht vom 23. November bei der Feuerwehr und riefen „Heil Hitler“ ins Telefon. Trotz dieser eindeutigen Bezüge wurde gegen den Familienvater Faruk Arslan ermittelt. Der damalige Bundeskanzler Kohl weigerte sich nach dem rassistischen Brandanschlag an der Gedenkveranstaltung vor Ort teilzunehmen und sprach in diesem Kontext von „Beileidstourismus“.

Der rassistische Brandanschlag in Mölln reiht sich mit den rassistischen Anschlägen und Angriffen in Hoyerswerda (1991), Rostock-Lichtenhagen (1992), Mannheim-Schönau (1992) und Solingen (1993) in die rechte Gewalt der 90er-Jahre ein. Diese wirkt bis heute nach und bildete die Grundlage für eine Radikalisierung vieler rechter Terrorist*innen, wie beispielsweise den Mörder von Walter Lübcke und den Mitgliedern des Netzwerks des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds. Rassistisch motivierte Anschläge und Morde fanden nicht nur in den 90er-Jahren statt, sondern weisen Kontinuitäten auf, wie die Anschläge in Halle (2019) und Hanau (2020) zeigen.

Wir gedenken heute Yeliz Arslan, Ayşe Yılmaz und Bahide Arslan.

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