Erinnerung an den Aufstand des sog. Sonderkommandos im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Der Artikel wurde erstmals am 07.10.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Das sogenannte Sonderkommando des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau war ein Arbeitskommando, welches aus – meist jüdischen – Inhaftierten des Lagers bestand. Die SS zwang die Menschen dieses Kommandos dazu, die Ermordungen der Deportierten  vorzubereiten und ihre Leichen in Krematorien zu verbrennen. Das Sonderkommando musste die Deportierten in Empfang nehmen, sie in die Auskleidungsräume und im Anschluss in die Gaskammern führen. Hierbei sollte den Menschen vorgetäuscht werden, dass es sich lediglich um Duschen zur Desinfektion handeln würde. Nach den Tötungen mussten die Leichen herausgetragen und in Krematorien verbrannt werden. Zuvor mussten ihnen vorhandene Goldzähne herausgebrochen werden.

Die Mitglieder des Sonderkommandos wurden vom Rest der Inhaftierten streng separiert. Für Letztere galten die Mitglieder des Sonderkommandos als Handlanger der Täter*innen.

Den Mitgliedern des Sonderkommandos war das Ausmaß der Vernichtung und des Massenmordes in dem Vernichtungslager bekannt. Damit es keine Zeug*innen dieser Verbrechen gab und sich das SS-Personal, welches das Vernichtungslager führte, sicherer fühlen konnte, wurden die Angehörigen des Kommandos nach ein paar Monaten erschossen und durch andere Inhaftierte ersetzt. Nach Schätzungen mussten mehr als 2.000 Männer zwischen 1942 und 1945 im Sonderkommando arbeiten. Von ihnen überlebten kaum mehr als 90 Männer.

Am Mittag des 07. Oktobers 1944 kam es vor dem Krematorium III in Auschwitz-Birkenau zu einer Revolte, wobei mehrere Inhaftierte des Sonderkommandos mit Waffen und Steinen auf Mitglieder der SS losgingen. Andere Inhaftierte versuchten Krematoriumsgebäude mit selbst gebauten Granaten in Brand zu setzen. Weibliche Inhaftierte hatten sie vorab bei der Herstellung der Granaten unterstützt, indem sie  unter Lebensgefahr Schießpulver aus einer Munitionsfabrik in Auschwitz in die Krematorien schmuggelten.

Der Aufstand wurde nach wenigen Stunden von schwer bewaffneten SS-Einheiten beendet. Sie richteten 451 Inhaftierte sofort hin, obwohl nur ein kleiner Teil von ihnen aktiv an dem Aufstand beteiligt war.

Der Aufstand verfolgte das Ziel, einen größtmöglichen Teil des Vernichtungslagers zu zerstören. Dafür nahmen Mitglieder des Sonderkommandos Kontakt zum allgemeinen Lagerwiderstand auf, um einen koordinierten Aufstand zu planen. Dieser wurde jedoch immer wieder verschoben. Da die Inhaftierten des Sonderkommandos jederzeit mit ihrer Exekutierung rechneten, revoltierten sie am 07. Oktober schließlich losgelöst vom Lagerwiderstand. Sie zerstörten das Krematorium IV, welches im Nachgang auch nicht wieder aufgebaut wurde. Parallel zu diesem Aufstand versuchten Inhaftierte massenhaft aus dem Lager zu fliehen. Bei dem Versuch wurden ca. 250 Menschen von der SS gefasst und getötet.

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