Aufbruch Leverkusen und „Nachtwölfe“ besuchen das Compact-Sommerfest und führen Demonstration durch Köln durch

Der Artikel wurde erstmals am 20.09.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.

Am 27. August 2022 fand im burgenländischem Stößen auf dem Landsitz von André Poggenburg das Sommerfest des rechten Compact-Magazins statt. Unter den Teilnehmenden war auch extrem rechte Prominenz vertreten. Darunter unter anderem: Jürgen Elsässer (Compact), Martin Sellner (sogenannte Identitäre Bewegung), Hans-Thomas Tillschneider, Horst Juhlemann und andere AfD-Politiker*innen, Martin Kohlmann, Dirk Jährling und Michael Brück (Freie Sachsen). Außerdem war das Orga-Team der Montagsdemonstrationen aus Dresden, Anselm Lenz („Freie Linke“) und Markus Fiedler (KenFM) sowie der extrem rechte Netzwerker Andreas Kalbitz und der Szeneanwalt und Burschenschaftler Björn Clemens aus Düsseldorf darunter. Der seit Jahren aktive Neonazi-Liedermacher Frank Rennicke (Wiking Jugend, NPD, Schulhof-CD, Thügida) gab ein Ständchen. Nicht zuletzt war der aus Leverkusen kommende Markus Beisicht mit dem einschlägig vorbestraften Neonazi Alexander Kurth  (Die Rechte Sachsen, NPD, Thügida) und Jens Wilke (Republikaner Niedersachsen, Thügida) sowie Elena Kolbasnikova und ihr Co-Organisator und Mann „Max“ anwesend. Letzterer war auch bei dem Autokorso am 8. Mai 2022 in Köln dabei. Mit seiner Rockerkutte und seinem Headset erweckte er damals den Eindruck, als wäre er als Security tätig. Kolbasnikova wurde unter Applaus und „Moskau-Moskau“-Gesang auf die Bühne gebeten. Sie wurde als die Person angekündigt, welche den größten Autokorso in Deutschland – „in Köln wohlgemerkt, nicht in Dresden, in Köln“ – organisiert habe. Sie reiste mit ihrem Mann als Teil einer fünfköpfigen Reisegruppe in einem schwarzen SUV an. Auf seiner Seite prangt ein Wolfskopf. Derselbe SUV führte am 4. September 2022 als Lautsprecherwagen die Demo „Deutschland wach auf“ in Köln an. Eine Verbindung zur ultranationalistischen, putin-treuen russischen Rockergruppe „Nachtwölfe“ drängt sich geradezu auf. Wie „Recherche Nord“ auf Fotos festhält, werden Max und ein weiterer Mann aus der Reisegruppe von Martin Kohlmann und Michael Brück herzlich begrüßt.

Markus Beisicht stand als Teilnehmer einer Podiumsdiskussion auf der Bühne und verbreitete rassistische Erzählungen und schwor das Publikum auf die „Schlacht“ ein, die diesen Herbst geschlagen werden müsse. Die Entscheidung fände „selbstverständlich im Westen statt“. Außerdem beteiligte Beisicht sich mit einem Infostand am Sommerfest und bewarb eine Demonstration am 4. September in Köln.

Zusammenfassend war das Sommerfest vor allem als Netzwerktreffen interessant. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Beisicht und Kolbasnikova mit André Poggenburg, Martin Kohlmann und Michael Brück ins Gespräch kamen. Anwesend waren darüber hinaus extrem rechte Akteur*innen aus ganz Deutschland, auch aus dem Regierungsbezirk Köln.

Die Vernetzung zeigte sich dann auch bei der Demonstration am 4. September in Köln. Sie fand unter dem Motto „Deutschland wacht auf“ mit etwa 1.000 Teilnehmenden statt. Als Redner*innen traten unter anderem André Poggenburg, der ehemalige NPD Politiker Karl Richter aus München, Jens Wilke, Markus Beisicht (Aufbruch Leverkusen), Alexander Kurth, der AfD-Politiker Eugen Walter aus Krefeld, der ehemalige Wissenschaftler und verschwörungsgläubige Impfgegner Lambert Josef Harings aus Neuss und Elena Kolbasnikova auf. Unter den Teilnehmenden befanden sich einige bekannte Neonazis, etwa Cindy Kettelhut, der Streamer Kevin Gabbe und der Organisator von PegidaNRW, Kevin Strenzke aus Duisburg.

Aus der verschwörungsideologischen Szene Kölns waren die Reaktionen auf diese – von Externen organisierte – Demonstration gespalten. So warnte Bianca Paffenholz in einer Videobotschaft im Vorfeld vor der Teilnahme, „weil da Neonazis mit drinne sind und da bin ich absolut gegen“. Diese Distanzierung scheint scheinheilig, wenn man ihren Umgang mit Jan Fartas und Thomas Breuer bedenkt. Johanne Liesegang dagegen hatte keinerlei Bedenken und bewarb, besuchte und dokumentierte den Aufmarsch – erst gute zwei Wochen später erfolgte eine halbherzige Distanzierung über Telegram, weil alle drei Strophen der Nationalhymne gespielt wurden. Das nennt sie „extrem ungeschickt“ und vermutet in typisch verschwörungsideologischer Manier eine „gesteuerte Provokation und Schädigung des Widerstands und der Massnahemnkritik [sic!]“. Auch Organisatoren der Montagsaufmärsche aus Gummersbach waren dabei – und haben sich am Tag darauf auf ihrer eigenen Kundgebung in Gummersbach von Poggenburg und Beisicht distanziert. Markus Beisicht macht derweil unvermindert weiter mit Bürger*innenstammtischen und einer nächsten geplanten Demonstration am 24. September 2022, diesmal in Leverkusen. (dp)

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