Der Artikel wurde erstmals am 21.07.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.
Theodoros Boulgarides wurde am 11. Juni 1964 in Griechenland im Dorf Triandafyllia geboren. Im Alter von neun Jahren kam er mit seinem zweijährigen Bruder nach Deutschland. Seine Eltern lebten und arbeiteten zu diesem Zeitpunkt bereits in München.
Am 1. Juni 2005 eröffnete er mit einem Geschäftspartner einen Schlüsseldienst im Westen von München. Nur wenige Tage später, am 15. Juni 2005, wurde Theodoros Boulgarides durch die extrem rechten Terrorist*innen des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds ermordet. Bis heute sind neben Theodoros Boulgarides noch neun weitere Todesopfer des NSU bekannt.
Theodoros Boulgarides wurde 41 Jahre alt und hinterließ eine Frau und zwei Töchter. Bei den Mordermittlungen wurden seine Familie und sein Umfeld von den Ermittlungsbehörden verhört und fälschlicherweise verdächtigt. So wurde nach Kontakten zu Drogendealern, der Mafia, Internetkriminalität etc. gefragt. Diese Kriminalisierung und die falschen Verdächtigungen endeten erst mit der Selbstenttarnung des NSU Ende 2011. Das rassistische Motiv hinter dem Mord an Theodoros Boulgarides wurde von den Ermittlungsbehörden nun endlich wahrgenommen. Die Möglichkeit eines extrem rechten Hintergrundes des Mordes kam in den Ermittlungsakten vorher nicht vor.
Die Ex-Frau von Theodoros Boulgarides wurde Nebenklägerin im NSU-Prozess. Trotz des Prozesses gibt es bis heute keine wirkliche Aufklärung. Zu viele Fragen sind offengeblieben, beispielsweise nach möglichen Helfer*innen des NSU und nach der Rolle des Verfassungsschutzes im NSU-Komplex.
Zivilgesellschaftliche Initiativen halten die Erinnerungen an die Opfer des NSU wach. Auch an Theodoros Boulgarides wird erinnert. An der Hauswand des Tatorts erinnert beispielsweise eine Gedenktafel an ihn. (rh)