Der Artikel wurde erstmals am 21.07.2022 auf der neuen Seite der mbr Köln veröffentlicht.
İsmail Yaşar ist 1995 in Alanyurt geboren und wurde am 9. Juni 2005 in Nürnberg ermordet. Der 50-jährige Vater einer Tochter und eines Sohnes war Inhaber des Scharrer-Imbiss in der gleichnamigen Straße im Nürnberger Stadtteil St. Peter.
Die Mordkommission, die Nürnberger Kriminalpolizei und das BKA ermittelten im direkten Umfeld von İsmail Yaşar und vermuteten eine Verbindung zu Drogenhändlern oder Schutzgelderpressungen. Angehörige des Ermordeten wurden abgehört und Observationen von verdeckten Ermittlern durchgeführt. Hinweise auf Täter*innen aus der rechten Szene wurden hingegen nicht erst genommen und dementsprechend wurde hier nicht vertiefend ermittelt. Vielmehr wurde das Umfeld von Yaşar von den ermittelnden Behörden zu Unrecht als Täter*innen verdächtigt und somit stigmatisiert und kriminalisiert. Hier wird der alltägliche Rassismus in Deutschland sowie seine Folgen für Betroffene deutlich.
Eine Zeugin erkannte zwar einen Täter auf Überwachungsaufnahmen im Kontext des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße wieder, jedoch wurde erklärt, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Taten geben würde. (In der Kölner Keupstraße explodierte am 9. Juni 2004 eine Nagelbombe und verletzte über zwanzig Menschen.) Der Mord an İsmail Yaşar, als auch der Anschlag in der Kölner Keusptraße, wurden vom extrem rechten sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund verübt. Die rechte Terrorgruppe ermordete im Zeitraum von 2000 bis 2007 mindestens neun Menschen aus rassistischen Motiven.
Im Juni 2022 wurde in Nürnberg eine Grünfläche unweit des Tatorts in İsmail-Yaşar-Platz umbenannt. Das Straßenschild sowie eine neu eingerichtete Gedenkstele wurden von seinen Kindern enthüllt. Die Stele befindet sich gegenüber der Scharrerschule, wo in Erinnerung an İsmail Yaşar sein Lieblingsbaum, ein Walnussbaum, gepflanzt wurde. (rh)