Das ihaus Köln teilt mit:
„In der deutschen Erinnerungskultur werden zumeist der Nationalsozialismus und die Kolonialzeit als historische Schlüsselereignisse markiert, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart spürbar und nicht zu verleugnen sind. Ein Verständnis von rassistischen und antisemitischen Strukturen, Denk-und Handlungsmustern als Phänomene, die nur Randgruppen und/oder Einzeltäter*innen zuzuordnen wären, greift zu kurz und verdeckt die systemische Verankerung von ungleichen Machtverhältnissen, die über individuelle Einstellungen hinaus ihre Wirkmächtigkeit entfalten.Vielmehr müssen diese als Teil eines historischen Erbes verstanden werden, das nur in gesamtgesellschaftlicher Aufarbeitung aufgedeckt und abgebaut werden kann.
Wir beschäftigten uns in unserem Projekt hierbei mit der zentralen Frage, wie ein postkolonialer Blickwinkel auf unsere Gesellschaft zur Bewusstwerdung dieses historischen Erbes beitragen und zur kritischen Auseinandersetzung sowie einem selbstreflexiven Weiterdenken anregen kann. Wir wollen dazu anregen, inwiefern die eigenen Interpretationen der Geschichte und der Gegenwart dominante Erzählweisen widerspiegeln mit der eigenen Verflochtenheit in rassistische und koloniale Strukturen verwickelt sind und welche alternativen Deutungsmuster möglich sind.
Eine kritische Herangehensweise, die Bewusstwerdung der historischen Entstehungsbedingungen von Rassismus als globales Herrschaftssystem zu begreifen, unter denen koloniale Kontinuitäten und diskriminierende Ungleichheiten bis heute global und lokal fortbestehen, sehen wir dementsprechend als Chance in dem Lernprozess, unsere Gesellschaft und Köln als einen Ort für Alle zu gestalten.
In unserem von NRWeltoffen geförderten Projekthaben wir 2020 eine interaktive Karte er-stellt, mit Hilfe derer Ihr Kölns koloniale Spuren verfolgen könnt. Dazu haben wir zum einen mit dem Projekt ‚Kopfwelten‘ zusammengearbeitet und die dort aufgeführten Zusammenstellungen im Audioformat aufgenommen. Weiterhin haben wir weitere Orte recherchiert und eigene Bei-träge entwickelt. Und wir haben versucht, ähnliche Projekte deutschlandweit zu suchen. Weiterhin haben wir ein Glossar mit wichtigen Begriffen zusammengestellt, denn ein wichtiges Tun in der antirassistischen Arbeit ist: Zuhören, Lesen, sich informieren, am Ball bleiben.“
Karte, Projekte und Glossar unter: https://desintegration.ihaus.org/desintegration