Wann: Montag, 16. April 2018, 19 Uhr
Wo: Im Hauptgebäude der Humanwissenschaftlichen Fakultät (216), Hörsaal 121 (1.Stock), Gronewaldstr. 2, Universität Köln
Die Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit lädt ein:
„Ob in mittelalterlichen Drucken oder aktuellen Karikaturen in arabischen Zeitungen: Die Bilderwelt des Antisemitismus ist von einer merkwürdigen Einheitlichkeit geprägt. Erprobte und eingeschliffene Erkennungszeichen sind überall gleich abrufbar: Hakennase, Messer, gieriger Blick. Von der Antike bis heute hat sich der Antisemitismus mit diesen Bildern angereichert, sie stets aufs Neue getestet und tradiert. Die politisch-religiöse Konkurrenz von Römern und Griechen fokussierte meist auf reale Sitten und Gebräuche, hatte aber Juden bereits als besonderen Feind markiert. Der christliche Antisemitismus entwirft dann eine theologische Opposition, die Juden mit dem Satan identifiziert. Mit der muslimischen Eroberung Spaniens entstehen auf beiden Seiten Verschwörungstheorien gegen die zwischen den Fronten stehenden Juden. Kleiderordnungen und Verhaltenspflichten in der islamischen und christlichen Welt zielen auf sofortige Erkennbarkeit ab und wollen Juden dem Spott und Übergriffen preisgeben. Im späteren Mittelalter entstehen dann Stereotypen von jüdischer Hexerei, Brunnenvergiftung, Christusmord und Ritualmordlegenden. Der moderne Antisemitismus greift die Stereotypen auf, modifiziert einige, belässt erprobte. Neu ist die Projektion kapitalistischer Widersprüche auf Juden, denen nun erneut die Rolle eines kalt planenden ‚Weltfein-des’ zugeschrieben wird, der sich aufgrund seiner realen Schwäche verfolgen und vernichten ließ. Nach dem Genozid an den europäischen Juden wurde Antisemitismus zu Unrecht als Phänomen der extremen Ränder wahrgenommen. In der Mitte der Weltgesellschaft lebten Stereotype fort, die sich in den Bilderwelten renommierter Tageszeitungen niederschlugen und als israelbezogener Antisemitismus einen neuen ‚Weltfeind’ entwarfen.
Der Bildvortrag wird in die Geschichte der antisemitischen Stereotypie einführen und an Bildern von Kraken, Haien und Heuschrecken das Problem des ‚strukturellen Antisemitismus’ und an Schriften und Bildern aus dem Nahostkonflikt das Problem des ‚sekundären Antisemitismus’ diskutieren.“
Der Referent Dr. Felix Riedel ist Ethnologe und freiberuflich in der Politischen Bildungsarbeit und als freier Autor tätig.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Bündnis gegen Antisemitismus, dem Studierendenausschuss der Vollversammlung an der Humanwissenschaftlichen Fakultät und der Deutsch Israelischen Gesellschaft AG Köln