Wann: Sonntag, 4. Dezember 2016, 17 Uhr
Wo: Allerweltshaus, Körnerstr. 77, Köln
Das Kölner Tribunal-Forum lädt ein:
„Der NSU hat gezielt migrantische Menschen angegriffen, deren Geschäfte und Existenzen eine selbstverständliche, gesellschaftliche Realität waren und sind. Doch diese Realität wurde und wird durch lange Kämpfe und Widerständigkeit gegen gesellschaftlichen Rassismus geschaffen. In Ost- und Westdeutschland fanden diese unter verschiedenen Vorrausetzungen statt.
Der Gesprächsnachmittag will diese Geschichten erzählen und ihre Konfrontation mit dem rassistischen Rollback der Wiedervereinigung thematisieren. Unter migrantischen Perspektiven wollen wir so einen Blick auf das gesellschaftspolitische Klima werfen, in dem das Netzwerk des NSU entstanden ist ohne wie üblich nur die Täter_innen-Strukturen zu betrachten. Wir wollen damit die wichtige gesellschaftsbildende Rolle der migrantischen Kämpfe zeigen und zugleich verdeutlichen, was der NSU angreifen wollte.“
Erol Yildiz wuchs in der Türkei auf und kam als Student nach Köln. Als Soziologe setze er sich an der Forschungsstelle Interkulturelle Studien der Uni Köln bereits in den 90er Jahren mit der Keupstraße auseinander und widersetzte sich dem rassistischen Diskurs um diese in Köln-Mülheim.
Paulino Jose Miguel migrierte zweimal in die DDR, zuerst mit einem Ausbildungsprogramm für Kinder von mosambikanischen Befreiungskämpfern, ein zweites Mal als Vertragsarbeiter Ende der 80er Jahre. Nach dem Fall der Mauer wehrte er sich erfolgreich gegen seine Abschiebung und studierte in Heidelberg und Aarhus. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Migration bei DOMiD und arbeitete die Geschichte der Vertragsarbeiter in der DDR auf.
Massimo Perinelli ist Historiker und Referent für Migration der Rosa-Luxemburg-Stiftung. In den 90er Jahren war er Gründungsmitglied von Kanak Attak und beteiligt sich derzeit an der Vorbereitung des Tribunals NSU-Komplex auflösen.
Diese Veranstaltung ist Teil einer Interventionsreihe des Tribunals ‚NSU-Komplex auflösen‘, das vom 17.-21. Mai 2017 in Köln stattfinden wird. Betroffene und Antirassist_innen klagen dort Täter_innen im NSU-Komplex an, benennen strukturellen Rassismus und verweisen auf eine offene Migrationsgesellschaft als Vorbedingung für das gute Leben Aller.
www.nsu-tribunal.de