Der zuständige Kreisverband der neonazistischen Partei „Die Rechte“ (DR) kündigt eine „Vortragsreihe zum Jahresabschluss“ mit Geschichtsrevisionisten, Holocaustleugnern und Neonazis im Rhein-Erft-Kreis an. „Aufstand des Geistes“ ist die Einladung zur Veranstaltungsserie überschrieben. Bekannt wurde unterdessen, dass gegen den zuständigen Kreischef Markus Walter Ermittlungen laufen, weil er die Webpräsenz der Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck verantworten soll.
Haverbeck wurde am Dienstag am Amtsgericht im ostwestfälischen Bad Oeynhausen erneut zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Der NDR berichtet, dass die von der Justiz beanstandeten Einträge im Internet noch immer online seien. Nur Haverbeck oder ihr mutmaßlicher Mittäter, Markus Walter von der Neonazi-Partei DR, könnten die Einträge löschen. Gegen Walter, so berichtet der NDR weiter, werde daher in einem gesonderten Verfahren ermittelt. Walter soll für die 87-Jährige, die keinen Internetanschluss besitze, die Hassbotschaften via Web verbreitet haben.
Seitdem der aus Niedersachsen stammende Walter im Rhein-Erft-Kreis den DR-Verband leitet, kam es wiederholt zu Vorträgen u.a. mit Haverbeck. Anfang Dezember 2013 hielt der DR-Verband eine Weihnachtsfeier mit der Holocaustleugnerin ab. Haverbeck gastierte im Mai und im November 2014 abermals auf Einladung der DR im Rhein-Erft-Kreis. Provokativ terminiert am 9. Mai 2015, kurz nach dem 70. Jahrestag zum Ende der Nazidiktatur, gastierten auf Einladung des DR-Kreisverbandes drei der in Deutschland führenden Holocaust-Leugner und Geschichtsrevisionisten, nämlich Haverbeck und Udo Walendy sowie Arnold Höfs (alias Herbert Hoff) in Grevenbroich-Neu Elfgen (Rhein-Kreis Neuss).
Ursprünglich war diese Veranstaltung auch für den Rhein-Erft-Kreis angekündigt worden, die Neonazis nutzten an jenem Tag aber einen kommerziell für Familienfeiern oder kleinen Tagungen zu mietenden Veranstaltungsraum in Grevenbroich. Am 7. November 2015 hielt der DR-Kreisverband erneut eine Vortragsveranstaltung mit Haverbeck ab. Das Thema war nach Parteiangaben diesmal die „aktuelle Asylflut“.
Für den 22. Oktober 2016 kündigt die DR nun ohne konkrete Ortsangaben einen neuen Auftritt des „bekannten Revisionisten“ Walendy über die „politische Verfolgung in der BRD“ an. Er werde über seine Zeit als Flakhelfer berichten sowie als Buchautor über Gerichtsverfahren und Haft sprechen. Am 26. November soll der Neonazi-Aktivist und Militaria-Händler Ralph Tegethoff, angekündigt als „Militärhistoriker“, über das Leben von Otto Ernst Remer sprechen. Der ehemalige deutsche Wehrmachtoffizier war nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 an der Niederschlagung des Putsches beteiligt, nach dem Zweiten Weltkrieg war er bis zu seinem Tod weiter als Rechtsextremist aktiv.
Haverbeck wiederum soll am 10. Dezember über ihre eigenen Erfahrungen mit Strafverfolgung und Verurteilungen sprechen. Überdies, heißt es in der Ankündigung, werde sie „über ihre Erlebnisse vor und während des Zweiten Weltkrieges“ referieren. In einem Panorama-Beitrag hatte der Militärhistoriker, Professor Norbert Frei von der Universität Jena, über Haverbeck gemutmaßt, sie argumentiere in „backfisch-mäßiger BDM-Art-und-Weise“ und müsse offenbar noch heute „ihren geliebten Führer und seine (angebliche) Unschuld“ verteidigen.
Interessenten müssen sich per Mail anmelden, bevor sie erfahren, wo die Neonazi-Treffen genau stattfinden sollen. (mik)