Köln 2.0 – kein Erfolg für HoGeSa

Mit „Köln 2.0“ wollte HoGeSa den „Erfolg von 2014“ wiederholen, als Hooligans, Neonazis und andere Rechtsgerichtete stundenlang die Straße dominieren konnten. Das ist ihnen in diesem Jahr jedoch nicht gelungen. Nachdem der Anmelder Dominik Roeseler erfolglos gegen das Verbot eines Demonstrationszuges und auch gegen die Verlegung vom Breslauer auf den Barmer Platz gerichtlich vorgegangen war, musste sich HoGeSa mit einer Kundgebung auf der rechten Rheinseite zufrieden geben.

Gekommen waren deutlich weniger als im Vorjahr. Mit insgesamt 900 Personen wurden sogar noch die mehr als 2.000 Zusagen bei Facebook unterschritten. Prägten im letzten Jahr noch viele Menschen aus der rechten Hool-Szene das Erscheinungsbild von HoGeSa, so waren es jetzt vor allem rassistische gewaltaffine Männer (und Frauen), die nur bedingt Rückbindung an die Fanszenen haben, sich aber entsprechende Hooligan-Inszenierungen zu Eigen machen. Aus der organisierten extremen Rechten waren lediglich eine Handvoll Mitglieder von „pro NRW“ und der NPD sowie einige Neonazis aus Dortmund, Wuppertal, Aachen und anderen Regionen angereist.

Die Polizei machte ihre Ankündigung wahr, führte penible Kontrollen durch und setze das Alkoholverbot durch. Auch verzögerten Gegenproteste die Anreise und schließlich hatte man große Mühe, noch auf die Schnelle 50 nicht alkoholisierte und nicht vorbestrafte Personen zu finden, die als Ordner und Ordnerinnen fungieren konnten. So begann die Veranstaltung deutlich nach 14 Uhr – wie es ursprünglich geplant war.

Nach der Einweisung des Ordnerdienstes durch die DÜGIDA-Organisatorin und Aktivistin der „Identitäre Aktion“ Melanie Dittmer begrüßte Andreas „Kalle“ Kraul die Anwesenden. Seine Versuche, gute Laune zu verbreiten, liefen jedoch ins Leere. Das änderte sich auch nicht mit Edwin Wagensveld, genannt „Ed, der Holländer“, der inzwischen regelmäßig bei PEGIDA auftaucht. Er betonte, dass man nichts gegen Flüchtlinge habe, die meisten jedoch nicht asylberechtigt seien und schnellstens abgeschoben werden müssten. Das eingesparte Geld solle besser für „unsere“ Obdachlosen verwendet werden.

Auf dem Platz wurden Parolen wie „Lügenpresse, Lügenpresse“, „Wir wollen keine Salafistenschweine“ oder „Antifa Hurensöhne“ immer nur kurzzeitig aufgegriffen. Der Auftritt der extrem rechten Hooligan-Band Kategorie C war der einzige Moment, an dem so etwas wie Stimmung aufkam. Aber auch hier wollte der Funke nicht überspringen – wohl auch weil nur der „Gesang“ live war und die musikalische Begleitung vom Band abgespielt wurde. Trotzdem können die Band und die Organisatoren das Ganze als Erfolg verbuchen – denn während anderswo die Behörden Kategorie C nicht spielen lassen, konnte die Band nun schon zum zweiten Mal in Folge in Köln ganz legal auftreten. Dabei war der Gig erwartbar gewesen – u.a. hatte die Mobile Beratung darauf hingewiesen.

Neben Beiträgen von Jaqueline „Jacky“ Süßdorf, Vorsitzende der NPD Burbach, und Manuela Eschert, die sich im Umfeld von Die Rechte Rhein-Erft bewegt, Gründerin von „Ladies gegen Salafisten – LaGeSa“ war und am 25.10.2015 für „infidels Deutschland“ sprach, hielt auch Dominik Roeseler eine längere Rede, in der der „pro NRW“-Parteifunktionär sich an die (Pseudo)Hooligans anbiederte und vornehmlich die Gegendemonstranten beschimpfte. Mittlerweile verließen immer mehr Teilnehmende den Barmer Platz. Spätestens mit dem Auftritt von Patrick Killat alias „Villain051“, der eine Mischung aus Sprechgesang und Gesang bot, der selbst den HoGeSa-Anhängern peinlich war, wollten mehr und mehr Anwesende die Heimreise antreten. So bekamen etliche von den Grußworten der „Nationalistes Autonomes“ aus Frankreich gar nichts mehr mit.

Fazit: Insgesamt sorgte die Veranstaltung – anders als 2014 – nicht für eine neue Dynamik im Rechtsaußenspektrum. Dafür bot sie zu wenig Action und Erlebniswelt und auch zu wenig Inhalte. Nichtsdestotrotz sind 900 Personen, die sich zu einer rassistischen Veranstaltung in Köln versammeln, durchaus weiterhin Grund zur Sorge. Wie sich „Köln 2.0“ auf eine angekündigte weitere HoGeSa Veranstaltung – erneut in der Domstadt? – auswirkt, wird sich zeigen.

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