Nach einer Kundgebung in Düsseldorf und zweien in Bonn rief PEGIDA am 5. Januar nach Köln, zum Ottoplatz am Bahnhof Deutz. Dem Aufruf folgten lediglich knapp 300 Personen, die Anzahl blieb damit deutlich hinter den Erwartungen der OrganisatorInnen zurück. Der geplante „Spaziergang“ zum Dom konnte aufgrund zahlreichen Gegenprotests nicht durchgeführt werden. Im Anschluss an die Veranstaltung eskalierte der Streit im „Orga-Team“, dennoch kündigt KÖGIDA für kommenden Mittwoch eine erneute Kundgebung an.
Als besonderen Gast hatte KÖGIDA den „islamkritischen“ Autor Zahid Khan als Redner zur Kundgebung geladen. In Pakistan aufgewachsen sollte er als Kronzeuge gegen „den Islam“ und als Beleg dafür dienen, dass es mit dem Rassismus bei PEGIDA nicht weit her sein könne. Gegen diese Einschätzung als rassistisch richtete sich auch die Rede Sebastian Nobiles, Anmelder der Veranstaltung und mittlerweile zum Pressesprecher von PegidNRW aufgestiegen. Den Medien warf Nobile vor, die Positionen von PEGIDA überhaupt nicht zu thematisieren. Dann wandte er sich dem Thema Islam zu: „Islamisierung ist einfach nur der Kontrapunkt zu dem, was wir hier mal hatten oder was wir uns erhoffen oder wünschen… Die Antithese zu Freiheit, die Antithese zu Menschenrechten, zu Christentum, zu Judentum, die Antithese zu allem, was wir an Gutem hier haben“, meinte er. Aber natürlich gebe es im Islam auch gute Dinge, sonst wäre er ja nicht attraktiv.
Melanie Dittmer las in ihrem Redebeitrag einzelne Suren aus dem Koran vor, scheiterte jedoch teilweise an der sprachlichen Komplexität der Formulierungen. Später griff sie erneut zum Mikro und berichtete, ein Mann habe sie eben angesprochen, sich als Mitarbeiter des Verfassungsschutzes zu erkennen gegeben und sie anzuwerben versucht.
Als dann der „Spaziergang“ über den Rhein und zum Dom starten sollte, musste Nobile verkünden, dass dieser aufgrund des Gegenprotests nicht würde stattfinden können, wie die Polizei ihm mitgeteilt habe. Die TeilnehmerInnen wollten sich das zum Teil nicht gefallen lassen und forderten, trotzdem zu laufen. Auch Melanie Dittmer sprach sich für die Aushandlung einer Alternativroute aus, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.
Wie bei den vergangenen Veranstaltungen in NRW waren auch in Köln zahlreiche Neonazis vertreten. Anwesend waren sowohl NPD-VertreterInnen wie der NRW-Landesvorsitzende Claus Cremer und die stellvertretende Vorsitzende Ariane Meise als auch AktivistInnen der „Die Rechte“, u.a. aus Aachen und dem Rhein-Erft-Kreis, darunter auch der Kreisvorsitzende Markus Walter.
Spaltung bei PegidNRW
Im Nachgang der Veranstaltung scheint es dann intern gekracht zu haben. In einer Pressemitteilung von PegidNRW heißt es, „nach inneren Streitigkeiten, aber auch inhaltlichen Differenzen, was die Ausrichtung und Parteilichkeit von PEGIDA-NRW angeht“ trenne man sich von Melanie Dittmer. Sie sei weder länger Pressesprecherin, noch werde sie weiter an der Organisation der PegidNRW-Veranstaltungen beteiligt sein. Dittmer hingegen äußerte öffentlich Kritik an ihren Mitorganisatoren, insbesondere hinsichtlich der Absage des Spaziergangs. Sebastian Nobile rückte derweil zum Pressesprecher auf.
Nachdem sich bereits Ende letzten Jahres Alexander Heumann aus PegidNRW zurückgezogen und seine Frau Angela Heumann die Anmeldung für DÜGIDA am 12. Januar zurückgenommen hatte, hatte Dittmer diese Veranstaltung unmittelbar erneut angemeldet. Sie will auch weiterhin an der Veranstaltung festhalten, hat sogar noch weitere Termine angemeldet. PegidNRW beharrt hingegen darauf, am 12. Januar finde keine PEGIDA-Veranstaltung in Düsseldorf statt, es handele sich lediglich um einen Alleingang Dittmers.
Mittwoch statt Montag
Sprechchöre hatten bereits am 5. Januar angedroht „Wir kommen wieder!“ Inzwischen liegt tatsächlich eine Anmeldung für Mittwoch, den 14. Januar vor. „Von jetzt an“, so ist bei KÖGIDA zu lesen, gebe es jeden Mittwoch um 18.30 Uhr einen islamkritischen Abendspaziergang durch das Herz von Köln, beginnend und auch wieder endend am Hauptbahnhof in unmittelbarer Nähe zum Dom – dem Wahrzeichen des christlichen Abendlandes schlechthin!“ Die Veranstaltung wird aus dem Kreis von PegidNRW organisiert. Als Anlass wird wird der Anschlag auf die Redaktion des Pariser Satiremagazine Charlie Hebdo genannt, bei dem 12 Menschen getötet und weitere verletzt wurden. Während der tat sollen die beiden Täter „Allah ist groß“ gerufen haben. Ohne Zweifel ist dieser Anschlag aufs Schärfste zu verurteilen, die Agitation von PEGIDA erhält dadurch dennoch nicht mehr Berechtigung.