Workshops: „Ehre, wem Ehre gebührt“?! Hindenburg als Namenspatron

Wann: Samstag 15. Juni, 14:30-18:00
Wo: MIGRApolis Haus der Vielfalt, Brüdergasse 16 – 18, Bonn

Die Auseinandersetzung über den Umgang mit der Person des Reichspräsidenten und Marschalls Hindenburg berührt ein aktuelles und immer wiederkehrendes Thema im gesellschaftspolitischen Diskurs der Bundesrepublik Deutschland: Die Frage, wie sich unser demokratischer Staat zu seinem lästigen Erbe, der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und der Zerstörung der ersten deutschen Demokratie verhält. Das Medienecho, das die breiten lokalen Bewegungen zur Aberkennung der Ehrenbürgerwürde und zur Umbenennung von Straßen und Plätzen, die den Namen des  ehemaligen Superstars des reaktionären preußisch–deutschen Militarismus tragen, hervorgerufen haben, zeigt deutlich: Es geht nicht um historische Nebensächlichkeiten, sondern um einen politischen Streit, der den Nerv der Zeit trifft.
Die Vergangenheit wirft einen mächtigen Schatten auf die aktuelle Situation unserer Gesellschaft. Nationaler Chauvinismus als Ideologie der Ausgrenzung, Verachtung demokratischer Prozeduren, Gewalt gegen Andersdenkende als legitime Option politischen Handelns – all dieses sind Denkfiguren und Handlungsmuster, die Hindenburg als Protagonist und maßgeblicher Akteur der nationalistischen Rechten nicht nur propagiert, sondern auch in die Tat umgesetzt hat.
So wie der lebende Hindenburg eine ideologische Brücke zum nationalsozialistischen Terrorregime gebildet hat, leistet das ehrende Gedenken an den toten Hindenburg rechtsextremen Einstellungen Vorschub.

Der verantwortungsvolle Umgang mit unserer Geschichte und die Einsicht, dass Nationalsozialismus und Kriegskatastrophe kein „Betriebsunfall“ ohne Vorwarnung, sondern ein von langer Hand geplanter Zerstörungsprozess gegen eine junge Demokratie waren, machen einen Dialog über Hindenburg als  einen der Wegbereiter der NS-Diktatur notwendig.
Mit dem Format des Workshops wollen wir der Komplexität des Themas gerecht werden, das  sich eben nicht auf einfache „Wahrheiten“ reduzieren oder durch Mechanismen der Verdrängung ad acta legen lässt.  Im Zentrum der Veranstaltung stehen drei Themenbereiche, die in Arbeitsgruppen behandelt werden sollen:

AG 1: „Straßenkämpfe”? Praktische Erfahrungen mit lokalen Konflikten um Straßenumbenennungen. Am Beispiel der Kontroverse um den Hindenburgplatz in Münster.
Impulsreferat von Michael Sturm, Geschichtsort Villa ten Hompel, Münster

AG 2: Der Gefreite Hitler als Testamentsvollstrecker Hindenburgs
Impulsreferat von Hans Weingartz, Lehrer derBonner Elisabeth-Selbert-Gesamtschule an der Hindenburgallee, die eine Schülerinitiative zur Umbenennung der Straße initiiert hatte (angefragt).

AG 3: „Wirkmächtigkeit des Mythos“. Was verbindet Hindenburg, Sarrazin und den NSU?
Impulsreferat von Dr. Thomas Kaut,  Wissenskulturen e.V.

Zusammenfassung und Diskussion im Plenum.
Moderation: Dr. Michael Paetau und Gerd Pütz

Eintritt: frei

Für die Planung der Räume bitten wir um Anmeldung an:
vorstand@wissenskulturen.de

Veranstalter: Verein Wissenskulturen e.V., Bonn, in Kooperation mit der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

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