20 Jahre nach dem Brandanschlag von Solingen
Perspektiven der Erinnerung an rechte Gewalt in NRW
4. Workshoptagung für Bündnisse und Initiativen gegen Rechtsextremismus in NRW
Ein Forum für Engagierte und Interessierte zum Erfahrungs- und Ideenaustausch
Wann: 8. Juni 2013, 10:30
Wo: Haus der Jugend Solingen, Dorper Str. 10-16, Solingen
Flyer und Anmeldung gibt es hier
Seit 2010 lädt die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW zur jährlichen Workshoptagung „Dagegen! …und dann!“ ein. Sie möchte Bündnissen, Initiativen, Fachkräften, MultiplikatorInnen und engagierten Einzelpersonen, die Gelegenheit bieten, über Probleme und Erfahrungen in der alltäglichen Auseinandersetzung mit Rassismus und Rechtsextremismus ins Gespräch zu kommen, sich kennen zu lernen und zu vernetzen.
Rechte und rassistische Gewalttaten haben in NRW in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche Opfer gefordert. Der Brandanschlag von Solingen am 29. Mai 1993, durch den fünf Menschen starben, ist zu einem Symbol für die mörderischen Ausprägungen des Rassismus in Deutschland geworden. Das Ereignis bildete den vorläufigen Höhepunkt einer in der Bundesrepublik bis dahin beispiellosen Welle rechter Gewalt. Sie wurde begleitet von polemisch geführten Debatten in der „Mitte der Gesellschaft“ um steigende Flüchtlingszahlen und angeblichen „Asylmissbrauch“. Nur wenige Tage vor dem Brandanschlag von Solingen beschloss die überwiegende Mehrheit der Abgeordneten im Deutschen Bundestag die weitgehenden Aushöhlung des Grundrechts auf Asyl.
Doch nicht nur in Solingen, auch an anderen Orten in NRW kam es zu Brandanschlägen und rechten Übergriffen, bei denen Menschen eingeschüchtert, verletzt oder ermordet wurden. Im öffentlichen Bewusstsein kommen diese Ereignisse jedoch kaum vor. Sie wurden notorisch verharmlost, verschämt beschwiegen oder gezielt verdrängt. Bis heute finden die Erfahrungen, Wahrnehmungen und Perspektiven der Betroffenen kaum Beachtung. Vielmehr sind sie oftmals sogar weiteren Diffamierungen und Verdächtigungen ausgesetzt, in denen sich rassistische und ausgrenzende Haltungen spiegeln.
Die Frage, wie ein angemessenes Erinnern an rechte Gewalt und deren Opfer in NRW aussehen kann, beschäftigt auch Bündnisse und Initiativen, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus engagieren – und daher nicht selten als „Nestbeschmutzer“ gelten. Gleichwohl sind es vor allem lokale Bündnisse und Initiativen, die vielfältige und kreative Formen des Gedenkens entwickelt haben. In diesem Kontext tauchen jedoch immer wieder ähnliche Probleme auf:
– Welche Möglichkeiten gibt es, dem Beschweigen und Verdrängen von rechter Gewalt und Rassismus etwas entgegenzusetzen?
– Wie können Erinnerungsformen jenseits inhaltsleerer Ritualisierungen und vordergründiger Vereinnahmungsversuche gestaltet werden?
– Was muss geschehen, dass die Stimmen der Betroffenen von Rassismus und rechter Gewalt Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren?
– Welchen Beitrag können Gedenken und Erinnerung für die aktuellen Auseinandersetzungen mit Rassismus und rechter Gewalt leisten?
Die Tagung soll den Aktiven in NRW ein Forum bieten, gute Ideen und konkrete Beispiele aus der Praxis bekannt zu machen, neue Strategien zu entwickeln und die Vernetzung voranzutreiben. Wir wollen dabei an die Diskussionen der erfolgreichen Tagungen der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW seit 2010 anknüpfen.
Programm
8. Juni 2013, 10.30 bis 17.00 Uhr
10.30 Uhr
Anreise und Anmeldung, Imbiss
11.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW
Aktionsfeld Erinnerung – Zum kommunalen Gedenken an die Opfer rechter Gewalt
Impuls von Dr. Christoph Kopke (Moses Mendelssohn Zentrum, Universität Potsdam)
mit anschließender Diskussion
12.30 Uhr
Mittagspause, Markt der Möglichkeiten
13.30 Uhr
Workshopphase
In den Workshops sollen der intensive Austausch und die Diskussion unter den TeilnehmerInnen im Vordergrund stehen (siehe Liste rechts).
15.45 Uhr – Kaffeepause, Markt der Möglichkeiten
16.00 Uhr
„Erlebt und Vergessen? 6 Tage im September“ – Das Beispiel Quedlinburg
VertreterInnen eines Projekts aus Sachsen-Anhalt erzählen aus ihren Erfahrungen mit einem Dokumentarfilm zu den Ausschreitungen in Quedlinburg 1992
Abschließend
Planung und Ausblick
Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW
Workshops
Die Workshops werden moderiert von MitarbeiterInnen der Mobilen Beratung NRW und unterstützt von Aktiven, die Praxisbeispiele und Diskussionsanregungen mitbringen.
WS I: (Wie) Erinnern an die Opfer des NSU?! Diskussionen in und um Dortmund und Köln
WS II: Zwanzig Jahre nach dem „Asylkompromiss“: Neue Debatten um Migration, Flucht und Asyl.
WS III: Solingen, Münster, Essen, Hagen: Erinnerung an rechte Gewalt in NRW anregen
WS IV: Erinnern „interkulturell“: Perspektiven auf rechte Gewalt in NRW
WS V: Diskurse um Neonazi-Terrorismus in der Bundesrepublik: Eine kritische Bestandsaufnahme
Die Tagung wird ausgerichtet von
der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW:
Gewaltakademie Villigst – gewaltakademie.de
Wuppertaler Initiative – wuppertaler-initiative.de
Info- und Bildungsstelle Köln – nsdok.de/ibs und mbr-koeln.de
mobim Münster – mobim.info
AKE Bildungswerk Vlotho – ake-bildungswerk.de
In den Regionen NRWs bieten diese fünf Partner Beratung und Expertise vor Ort als Hilfe zur Selbsthilfe an, wenn Rechtsextremismus zum Thema wird. Angebunden beim Land NRW sind sie über die Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.