„Uns steht das Wasser bis zum Hals“ – mit diesen drastischen Worten beschrieb Heiko Klare von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Münster (mobim) auf der heutigen Pressekonferenz im Kölner NS-Dokumentationszentrum die Situation der fünf regionalen Teams der Mobilen Beratung. Denn die Förderung durch das vom Bundesfamilienministerium verantwortete Förderprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ läuft Ende 2013 aus. Ein Folgeprogramm ist nicht in Sicht. Die mit 51.000 € pro Beratungsstelle schon jetzt knappe Finanzierung wird ab 2014 entfallen, den Trägern der Mobilen Beratung ist eine Sicherstellung der Arbeit aus eigenen Mitteln nicht möglich.
Beratung und Unterstützung in 500 Fällen
„Die Teams der Mobilen Beratung sind unsere wichtigsten Kooperationspartner“, so Renate Bonow vom landesweiten Netzwerk „Schule Ohne Rassismus – Schule mit Courage“. „Ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen sollte“, so Bonow weiter. Die Beraterinnen und Berater unterstützen nicht nur Schulen, sondern beraten auch Initiativen, Bündnisse, Vereine, Verbände, Gemeinden, Verwaltungen, Unternehmen und Privatpersonen in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus.
Seit 2008 ist die Mobile Beratung in Nordrhein-Westfalen in über 500 Beratungsfällen tätig geworden. Überall dort, wo Menschen mit extrem rechten Aktionen konfrontiert sind oder sich dagegen einsetzen wollen – von der Hakenkreuzschmiererei in der Schule über ein rechtes Mitglied im Sportverein bis zur Herausforderung durch einen neonazistischen Aufmarsch in der Stadt – trägt die Mobile Beratung maßgeblich zur Entwicklung tragfähiger Gegenstrategien bei.
„Die Förderung muss verstetigt werden“
Auch der Vorsitzende des Landesintegrationsrates, Tayfun Keltek, bekräftigte auf der Pressekonferenz die Notwendigkeit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus: „Migrantinnen und Migranten sind die ersten, die ein Anwachsen des Rassismus in Deutschland spüren. Die Arbeit und das Engagement mehrerer Jahre von heute auf morgen zu stoppen, kann nicht im Sinne des Kampfes gegen den Rassismus sein.“ Vielmehr sei es wichtig, diese Ansätze weiter zu stärken.
„Die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus ist eine Daueraufgabe einer demokratischen Gesellschaft. Die Förderung muss daher verstetigt werden. Zumal die Mobile Beratung einer der wenigen erfolgreichen konkreten Maßnahmen darstellt.“, so Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln. Die Vertreter der Mobilen Beratung sehen hier Land und Bund in der Pflicht.
Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW wird von fünf Trägern in Schwerte, Köln, Vlotho, Wuppertal und Münster umgesetzt.