Aachen: „Kategorie C“-Konzert und wiederholter Übergriff der rechtsoffenen „Karlsbande“

„Kategorie C“-Sänger Ostendorf mit T-Shirt von „Westwall Aachen“. Screenshot von der FB-Seite des NPD-Funktionärs und „Alemannia“-Fans Sascha Wagner.

In Aachen hören die Probleme in der Fanszene von „Alemannia Aachen“ nicht auf. Die Hooligangruppe „Westwall Aachen“ führte am Freitag ein Konzert mit der rechten Band „Kategorie C“ durch. Tags darauf griffen Mitfahrer aus dem Bus der „Karlsbande Ultras“ auf einem Parkplatz bei Pforzheim ein Auto der „Aachen Ultras“ an. Beide „Alemannia“-Fangruppen waren auf der Rückreise von einem Auswärtsspiel in Stuttgart.

Konzert hinter der deutsch-niederländischen Grenze

Das „Kategorie C“-Konzert war von „Westwall“-Mitgliedern als „Jahresabschlussfeier“ ohne Angabe des Veranstaltungsortes beworben worden. Der nach einer deutschen Befestigungsanlage aus dem Zweiten Weltkrieg benannten Hooligangruppe gehören auch einige Neonazis an. Das konspirativ geplante Konzert mit der rechtslastigen Band „Kategorie C“ fand nicht in Aachen, sondern in der Nachbarstadt Kerkrade statt. Kerkrade liegt direkt hinter der deutsch-niederländischen Grenze und damit außerhalb der Reichweite der deutschen Polizei. Der Veranstaltungsort „Black Onyx“ wurde in der Vergangenheit bereits von „Westwall Aachen“ für Feierlichkeiten genutzt.

„Fußball bleibt Fußball – Politik bleibt Politik“?

Werbe-Plakate wurden in der Aachener Innenstadt plakatiert.

„Kategorie C“ nimmt für sich in Anspruch eine unpolitische Band zu sein. „Fußball bleibt Fußball – Politik bleibt Politik“ lautet ihr Credo. Tatsächlich hat die Band keine Berührungsängste zur rechten Szene. So wurden Songs auf extrem rechten Samplern veröffentlicht und ihr Sänger Hannes Ostendorf trat 2006 sogar auf einer von der NPD organisierten Solidaritätskundgebung für den inhaftierten Neonazi Michael Regener auf. Regener ist der Sänger der als „kriminelle Vereinigung“ eingestuften Rechtsrock-Band „Landser“. In ihren Songs singt „Kategorie C“ meist über Fußballerlebnisse und Schlägereien, in dem Lied „Deutschland dein Trikot“ äußert sich die Band offen rassistisch.

Laut Polizeiangaben besuchten das Konzert am Freitag rund 200 Gäste, die überwiegend dem rechten Spektrum zugeordnet werden könnten. Foto- und Videomaterial ist zu entnehmen, dass sich unter den Gästen neben „Westwall“-Mitgliedern auch Mitglieder der verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) und der nicht-verbotenen „Kameradschaft Alsdorf Eupen“ befanden. Auch Personen, die dem Spektrum der Fangruppe „Karlsbande Ultras“ zuzuordnen sind, besuchten das Konzert.

Angriff auf antirassistische Ultras

Logo der „Karlsbande Ultras“

Einen Tag nach dem Konzert in Kerkrade kam es erneut zu einem gewalttätigen Übergriff auf Mitglieder der sich als antirassistisch verstehenden „Aachen Ultras“. Auf einem Rastplatz in Pforzheim wurde ein Auto von Mitfahrern des Reisebusses der „Karlsbande Ultras“ angegriffen. In dem Auto befanden sich laut Polizei- und Medienberichten ein Fanprojekt-Mitarbeiter sowie Personen aus dem Umfeld der „Aachen Ultras“. An dem Auto entstand ein erheblicher Sachschaden. Die alarmierte Polizei begleitete den Reisebus der „Karlsbande“ bis nach Aachen. In Aachen wurden die Personalien sämtlicher Businsassen aufgenommen. Gegen die 46 Insassen wurde eine Anzeige wegen Landesfriedensbruch und Sachbeschädigung erstattet, darüber hinaus verhängte die Polizei ihnen ein Aufenthaltsverbot in und um das Aachener Stadion für die beiden nächsten Heimspiele des Vereins „Alemannia Aachen“.

Seit Dezember vergangenen Jahres gerät die „Karlsbande“ wiederholt durch gewalttätige Übergriffe und diskriminierende Äußerungen bundesweit in die Schlagzeilen. Als Konsequenz wurden vereinzelt Stadionverbote verhängt und der Verein „Alemannia Aachen“ legte der Gruppe im September ein Materialverbot im Stadion auf. Doch die Bedrohungen aus den Reihen der „Karlsbande“ rissen nicht ab. Bei einem Auswärtsspiel wurde zudem versucht Taschen aus dem Bus der „Aachen Ultras“ zu stehlen. Trotz des Verbotes wurde das Gruppenbanner der „Karlsbande“ bei einem Heimspiel am 27. Oktober präsentiert.

Eng miteinander verknüpfte Gruppen

Die Hools von „Westwall“ und die rechtsoffene „Karlsbande“ sind eng miteinander verknüpft. Deutlich wird dies unter anderem durch ein gemeinsames Banner, das bei Spielen häufig präsentiert wurde. Zudem kursiert im Internet ein Gruppenfoto von „Westwall Aachen“, auf dem neben Anderen eine der Führungspersonen der „Karlsbande“ mit einem Gruppenshirt der Hools zu sehen ist. Beide Gruppen werden immer wieder mit Neonazis in Verbindung gebracht, die sich in ihren Reihen bewegen.

Wie sich die Situation in der Aachener Fanszene weiterentwickelt, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuell desaströsen finanziellen Lage des Vereins, bleibt abzuwarten. Für die Herbeiführung einer nachhaltigen Lösung bedarf es sicherlich der Initiative und Einbeziehung vieler Akteure und eines langen Atems. Am Freitag demonstrierten bereits 60 AntifaschistInnen in der Aachener Innenstadt gegen den Auftritt von „Kategorie C“. (jm)

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